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Realschulen plus – Ein erfolgreiches Schulmodell?

Zum dritten Mal veranstaltete die Landesfachgruppe Realschulen plus den Tag der Realschulen plus. Bereits zum zweiten Mal fand dieser in den Räumlichkeiten der Hochschule der Polizei auf dem Hahn statt. Frank Fremgen moderierte die Tagung, an der 50 Kolleginnen und Kollegen teilnahmen.

In ihrem Grußwort beleuchtete Sylvia Sund, stellvertretende GEW-Landesvorsitzende, die Herausforderungen, vor der die Realschule plus stand und steht. Zum einen sei  eine  Herausforderung gewesen,  aus der Hauptschule und der Realschule die heutige Realschule plus zu entwickeln. Des Weiteren habe die Realschule plus gerade auf dem Land mit den Prozessen des demokratischen Wandels zu kämpfen. Auch das Thema der Inklusion sei eine Herausforderung, vor der die Realschule plus aktuell stehe. Der Ausbau der Schwerpunktschulen bekomme nicht immer die nötigen personellen und materiellen Ressourcen. Durch den großen Zuzug an geflüchteten Menschen stünden viele Kolleginnen und Kollegen vor der Aufgabe, Schülerinnen und Schüler mit keinen oder  geringen Deutschkenntnissen zu unterrichten, die  teilweise auch traumatisiert sind. Darüber hinaus ständen gerade die Kolleginnen und Kollegen an den Realschulen vor der Herausforderung, mit Schülerinnen und Schülern mit herausforderndem Verhalten zu arbeiten, und würden oftmals hierbei alleingelassen. Sylvia Sund forderte von der Landesregierung, dass hierfür eine bessere Personalversorgung geschaffen werde. Sie machte deutlich, dass es die GEW für falsch halte unter Betracht dieser Herausforderungen 270 Stellen zu streichen. Gerade für individuelle Förderung und Schulentwicklung würden die entsprechenden Spielräume fehlen.

Die für Realschulen plus zuständige Abteilungsleiterin im Bildungsministerium, Eva Caron-Petry, die stellvertretend für die Bildungsministerin sprach, stellte die Sicht der Landesregierung auf die Schulform Realschule plus dar. Für die Landesregierung sei die Realschule plus eine große Säule des Bildungssystems, die für die Fachkräftesicherung sorge. Die Realschule plus habe ein breites und durchlässiges Angebot, das Zugang zu allen Bildungsabschlüssen biete. Ein Erfolg sei die Einrichtung der Fachoberschulen, an denen bereits 2.500 Schülerinnen und Schüler einen Abschluss erworben habe.

Der aktuelle Koalitionsvertrag sehe eine breite Informationskampagne zur Realschule plus vor. Ziel der Kampagne werde es sein, die Stärken der Realschule plus hervorzuheben, um sie für Schülerinnen und Schüler wieder attraktiv zu machen. Eine wichtige Zielgruppe dieser Kampagne seien auch die Lehrkräfte an den Grundschulen. Diese sollen darüber informiert werden, was die Realschule plus ihren Schülerinnen und Schülern bieten könne. Gerade die Grundschullehrer_innen würden eine wichtige Rolle bei der Entscheidung über die weitere Schullaufbahn spielen. Im Bezug auf die Wechselprüfung II versprach Frau Caron-Petry, dass in dieser Legislaturperiode alle ehemaligen Hauptschullehrer_innen, die die Wechselprüfung absolvierten eine A13-Stelle bekommen sollen. Abschließend bedanke sie sich bei den Kolleginnen und Kollegen an den Realschulen plus für ihre wertvolle Arbeit.

Nach einer anschließenden Kaffeepause berichtete der Vorsitzende des Bezirkspersonalrats (BPR) Realschulen plus Frank Fremgen über die  Arbeit seines Gremiums. Der Bezirkspersonalrat Realschulen plus vertritt die Interessen der Kolleginnen und Kollegen gegenüber der Landesregierung. Frank Fremgen forderte deshalb die Kolleg_innen dazu auf, Probleme an den Bezirkspersonalrat heranzutragen. Darüber hinaus bestünde für die Örtlichen Personalräte ein Beratungsangebot seitens des BPR. Der BPR habe viel mit den Einstellungen in den Schuldienst zu tun. So hätte das elfköpfige BPR-Gremium allein in den letzten vier Jahren über 9.600 Personalmaßnahmen begleitet. Die Unterstützung durch die Dienststelle hielte sich hierbei in Grenzen. Ein weiteres Problem, bei dem der Bezirkspersonalrat tätig sei, seien die Rahmenbedingungen zur Aufnahme von geflüchteten Schüler_innen. Ungefähr 90% der geflüchteten Schüler_innen würden eine Realschule plus besuchen. Die hierfür eingesetzten Lehrkräfte wurden lange Zeit wesentlich schlechter als ihre Kolleginnen eingruppiert. Auch auf Druck der GEW konnte dies geändert werden. Als Problematisch stufte Frank Fremgen auch die Situation einiger Schwerpunktschulen ein. Beispielsweise gäbe es im Bezirk Koblenz Schwerpunktschulen, die ohne die Versorgung mit Förderschullehrkräften auskommen müssten. An anderen Orten würden ausgebildete Realschul-plus-Lehräfte als Vertretung für Förderschullehrkräfte eingesetzt und an eine Realschule plus abgeordnet, wo sie als Förder-Expert_innen zur Verfügung stehen sollen.

 

In den letzten Jahren konnte der Bezirkspersonalrat beobachten, dass die Zahl an Ruhestandsversetzungen wegen Berufsunfähigkeit gestiegen wären. Dies wäre ein Zeichen für zu hohe Anforderungen an die Kolleginnen und Kollegen. Aber auch von den Kolleg_innen an den Schulen bekomme der BPR immer wieder die Rückmeldung, das die Belastungen gestiegen seien. Gerade die Schülerinnen mit sozial-emotionalem Entwicklungsbedarf würden die Kolleg_innen vor große Herausforderungen stellen, da dieser Förderbedarf in den Gliederungsplänen keine Berücksichtigung findet.

Nach einer Mittagspause berichtete Alexander Klussmann, Ansprechpartner für allgemeine Fragen zur Schulentwicklungsplanung im Bildungsministerium, wie es mit den Realschulen plus auf dem Land weitergeht. Voraussichtlich würden elf Schulen dieses Jahr überprüft, ob sie noch weiter bestehen können. Grundlage für die Prüfung seien die Leitlinien für ein wohnortnahes Angebot an Realschulen plus. Hierbei würde überprüft, ob siedlungsstrukturelle Gründe für einen Erhalt der jeweiligen Schule sprechen würden. Ein Faktor hierbei wäre beispielsweise, ob keine weitere Realschule plus innerhalb von 45 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln von den Grundschulstandorten aus erreichbar sei. Absolute Untergrenze sei allerdings eine Zahl von 181 Schülerinnen und Schülern sowie mindestens 25 Schüler_innen in der fünften Jahrgangsstufe. Bisher wurden 5 Schulen geschlossen. Frank Fremgen machte deutlich, dass es sich bei diesen Leitlinien auch um ein Schulerhaltungsprogramm handle, da bisher weit weniger Schulen geschlossen wurden, als vom BPR befürchtet wurde.

Als letzten Programmpunkt berichtete Rainer Rahn, stellvertretender Vorsitzender des Hauptpersonalrates (HPR) Realschulen plus, zum aktuellen Sachstand der Wechselprüfung II und weiteren Themen, die den HPR beschäftigen. Rainer Rahn machte deutlich, dass die Wechselprüfung in ihrer derzeitigen Form so nicht vom HPR und der GEW gewollt wurde. Die Anforderungen hätte man sich wesentlich geringer gewünscht. So müssten die Kolleg_innen, die eine solche Wechselprüfung II absolvieren, neben einem Gutachten der Schulleitung zwei Unterrichtsprüfungen und zwei mündliche Prüfungen absolvieren. Bis Dezember 2015 hatten sich bereits 580 Kolleg_innen für die Wechselprüfung angemeldet. Bis zu den Sommerferien hätten bereits 480 Kolleginnen und Kollegen die Wechselprüfung absolviert. Rainer Rahn zeigte sich zuversichtlich, dass auch noch die restlichen Prüfungen im Laufe des Jahres 2016 absolviert würden. Aktuell gäbe es aber bereits weitere Anmeldungen, sodass inzwischen 1.100 Anmeldung vorliegen würden. Insgesamt seien es 3.100 Kolleg_innen, die sich zur Prüfung melden könnten. Er vermutete, dass hiervon ca. 2.200 Kolleginnen und Kollegen die Prüfung absolvieren werden. Allerdings seien noch nicht für alle Kolleg_innen entsprechende Stellen eingerichtet worden. So seien zum Schuljahr 2017/2018 lediglich Gelder für jeweils 300 Einweisungen in A13 eingestellt. Allerdings lobte Rainer Rahn die Studienseminare für die Bewältigung der Prüfungen.

Daneben habe die GEW erreichen können, dass die Altersteilzeit fortgeführt werde. Weitere Themen, mit der sich der HPR derzeit beschäftigte, sei die geplante Einführung eines neuen Schulverwaltungsprogrammes und der Einführung der Potenzialanalyse Berufsorientierung. Bei dieser Potenzialanalyse sollen die Kompetenzen und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler festgestellt werden. Bisher sei dieses Projekt an 70 Pilotschulen in Rheinland-Pfalz gestartet. Die Schulen, die an dieser Pilotphase teilnehmen, würden sich allerdings über fehlende Ressourcen beklagen, da der Aufwand für die Durchführung dieser Analysen sehr hoch sei. Der HPR fordere deshalb das entsprechende zeitliche Ressourcen zur Verfügung gestellt würden. Als Instrument begrüßte Rainer Rahn die Potenzialanalyse, allerdings sollte diese durch externe Partner durchgeführt werden, da die Schulen dies aus eigenen Kapazitäten nicht leisten können.

Den Realschulen plus Tag beschloss Frank Fremgen mit einem Dank an das Leitungsteam der Landesfachgruppe Realschulen plus für die Organisation des erfolgreichen Tages.