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Schuljahresbeginn 2023/24: Keine rosigen Zeiten für rheinland-pfälzische Schulen. Fachkräftemangel lässt sich nicht mehr abstreiten: Nicht alle Planstellen können mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden

GEW Rheinland-Pfalz fordert einen Bildungsgipfel, um die Bildungskrise aufzuhalten

Die GEW Rheinland-Pfalz bezweifelt, dass es zum Start des neuen Schuljahres 2023/24 gelingt, die Schulen ausreichend mit ausgebildeten Lehrkräften zu versorgen. Viele Planstellen können wohl gar nicht besetzt werden, der Lehr- und Fachkräftemangel ist gravierender als in den Jahren zuvor.

„Es ist schon zu Schuljahresbeginn erkennbar, dass es unmöglich sein wird, alle vorgesehenen Planstellen an den Schulen mit ausgebildeten Lehrkräften sowie Pädagogischen Fachkräften zu besetzen. Gravierend ist es sowohl an den Allgemeinbildenden Schulen als auch den Berufsbildenden Schulen“, so der Landes­vorsitzende der GEW Rheinland-Pfalz Klaus-Peter Hammer. „An den Förderschulen wird zum ersten Mal seitens des Ministerium die Besetzung von Planstellen mit nicht qualifiziertem Personal genehmigt, ohne dass es für deren Einsatz konkrete Regularien / Vorgaben gibt oder gar eine Nachqualifizierung in Aussicht gestellt wird“, so die stellvertretende Landesvorsitzende Birgit Wolsdorfer.

Für die Besetzung von Vertretungsstellen gibt es so gut wie keine qualifizierten Bewerbungen mehr. Dies hat beispielsweise an den Grundschulen zur Folge, dass auch einige Klassenleitungen nicht mit voll quali­fiziertem Personal besetzt werden können. Dadurch wird sich die angespannte Situation in der Primarstufe nur noch weiter verschärfen. Das wichtige Instrument zur Stärkung der Personalisierung an Grundschulen, die Besoldung nach A 13, hat die Landesregierung erneut nicht auf den Weg gebracht. Sehr bald wird Rheinland-Pfalz hier bundesweit Schlusslicht sein.

Auch an den weiterführenden Allgemeinbildenden Schulen sowie an den Berufsbildenden Schulen wird es nicht gelingen, zum Schuljahresbeginn den Unterricht in allen Fächern zu personalisieren.

Dies alles erschwert die anspruchsvolle Arbeit an den Schulen und führt zu einer kaum mehr tragbaren Belastung der Beschäftigten. Erhöhte Ausfallzeiten aufgrund von Überlastungssymptomen werden verstärkt die Folge sein und die Teilzeitquote wird somit mittelbar nicht sinken. Erkennbar ist, dass es schwer sein wird „Deutsch als Zweitsprache“ mit ausgebildeten Lehrkräften anzubieten. Ebenso werden die dringend benötigten Pädagogischen Fachkräfte nicht zu finden sein. „Die Förderschulen und die Schwerpunktschulen werden es nicht schaffen, die formulierten Ansprüche der ab 01.08.2024 vorge­sehenen neuen Förderschul- sowie Inklusionsverordnung umzusetzen. Der massive Mangel an Förder­schullehrkräften wird zudem dazu führen, dass die Inklusion in Rheinland-Pfalz weiter nicht voran­kommen wird, da die personelle Versorgung an den Schwerpunktschulen absolut nicht ausreicht“, so Stefan Jakobs vom Vorstandsbereich Schulen. 

„Leider werden auch in diesem Schuljahr die Kapazitäten zur Vertretung von erkrankten Beschäftigten fehlen“, so Christiane Herz vom Vorstandsbereich Schulen „Vielerorts wird Unterricht ausfallen, wenn die nächste Corona- oder Grippewelle rollt.“ Zudem gelingt es schon jetzt zum Schulstart kaum, krankheits- sowie schwangerschaftsbedingte Ausfälle in den Kollegien zu kompensieren. Es muss dringend vorge­sorgt und nachgesteuert werden, damit auch auf plötzlich auftretende neue Herausforderungen, wie die Integration neuer Schülerinnen und Schüler mit Fluchthintergrund reagiert werden kann. Die GEW Rheinland-Pfalz fordert neben kurzfristigen Maßnahmen, wie einem Programm zur gezielten Qualifi­zierung von nicht ausreichend ausgebildeten „Hilfskräften“ an den Schulen, auch ein Maßnahmenpaket, das langfristig wirkt. Alle Schulen brauchen qualifiziertes Fachpersonal. Besonders die „Schulen mit besonderen Herausforderungen“ bedürfen einer gezielten Unterstützung. „Hierzu braucht es einen Masterplan, der aus Sicht der GEW noch nicht entwickelt worden ist. Wir fordern von der Landes­regierung einen Bildungsgipfel, bei dem alle entscheidenden Ministerien und wichtige Akteurinnen und Akteure – dazu gehören auch die Schulträger – gemeinsam mit dem Bildungsministerium und den Gewerkschaften ein Maßnahmenpaket entwickeln, um gezielt und fokussiert Schulen in besonderen Herausforderungen zu unterstützen“, so Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der GEW Rheinland-Pfalz.

 

 

Mainz, 01.09.2023