In seiner Begrüßung zur Vertrauensleute-Tagung in Mainz im vergangenen Herbst fasste Klaus-Peter Hammer, der Vorsitzende der rheinland-pfälzischen GEW, noch einmal die wesentlichen Aufgaben der Vertrauensleute zusammen. Dazu gehörten auch Infos über bildungspolitisch relevante Themen und Handlungsfelder. Eins davon sei die Bildungsgerechtigkeit. In Vertretung von Prof. Sell von der Hochschule Koblenz sprach der junge Sozialwissenschaftler Tim Obermaier, ebenfalls von der Koblenzer Hochschule vom Institut für Bildungs- und Sozialpolitik, über das Thema „Migration und Armut, Jugend- und Kinderarmut. – Eine Bestandsaufnahme der Migrationsentwicklung in Rheinland-Pfalz und die Zusammenhänge zwischen Migration und Armut“.
Der Referent begann mit der begrifflichen Abgrenzung zwischen Ausländer und Migrant. Ausländer seien alle Personen, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. In Deutschland lebten 2013 insgesamt mehr als 7,6 Millionen Ausländer. Der Begriff Ausländer sei heute allerdings mehr zur Beschreibung des Phänomens geeignet; besser sei es, von Menschen mit Migrationshintergrund zu sprechen. Dieser liege vor, wenn die Person nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitze oder der Geburtsort außerhalb der heutigen Grenzen der Bundesrepublik Deutschland liege und eine Zuwanderung in das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland nach 1949 erfolgte oder der Geburtsort mindestens eines Elternteiles außerhalb der heutigen Grenzen der Bundesrepublik Deutschland liege sowie eine Zuwanderung dieses Elternteiles in das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland nach 1949 erfolgte.
2012 hätten 20 Prozent der Einwohner in Deutschland einen Migrationshintergrund gehabt, in Rheinland-Pfalz waren es 19,6 Prozent. Bei den Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren in unserem Bundesland liege dieser Anteil bei 31 Prozent. Auffällig sei bundesweit die erhöhte
Arbeitslosigkeit bei Migranten, die 35 Prozent betrage.
Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund weise niedrige Betreuungsquoten ihrer Kinder auf, welche sich dann auch anders auf die Schularten verteilten. Ungleiche Chancen bestünden auch beim Zugang zur beruflichen Bildung. Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund sei außerdem stärker von Armut gefährdet: Fast jeder zweite Haushalt mit Migrationshintergrund und mehr als vier Kindern unter 18 Jahren sei armutsgefährdet - ohne Migrationshintergrund sei das fast jeder Fünfte.
Soziale Herkunft und Bildungserfolg
Nach dem neuesten Bericht der Integrationsbeauftragten des Bundes in Berlin hänge noch immer der Bildungserfolg viel zu sehr von der sozialen Herkunft ab und nicht von der individuellen Leistung. Die Herkunft wirke sich dem Bericht zufolge auf die Notenvergabe sowie auf die Empfehlungen für die Schulübertritte aus. Eine Ursache sieht die Integrationsbeauftragte in der fehlenden ethnischen Diversität der Lehrerschaft, aber auch im Lehrmaterial. Zudem kritisiert der Bericht „verinnerlichte negative Stereotypen auf Seiten der Lehrkräfte“.
Nach dem Referat von Tim Obermaier forderte GEW-Vorsitzender Klaus-Peter Hammer eine „Welcomekultur für die Flüchtlinge“ und eine „stärkere Sprachförderung für die Flüchtlings- und Migrationskinder“. „Wir müssen endlich die sozialen und gesellschaftlichen Barrieren abbauen“, sagte Hammer.