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Kita-Umfrage 2023

Pädagogische Fachkräfte halten den Laden am Laufen - aber wie lange geht das noch gut?

Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Rheinland-Pfalz unter den Beschäftigten der rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten (Kitas) verdeutlichen, dass durch den Fachkräftemangel landesweit Kitas an ihre Grenzen stoßen. Flächendeckend sind Stellen unbesetzt. Im ganzen Bundesland führt dies zu Einschränkungen der Öffnungszeiten. Die Situation stellt für Beschäftigte, die betreuten Kinder und deren Eltern eine erhebliche Belastung dar.

An der online durchgeführten Umfrage beteiligten sich über 2.000 Beschäftigte aus allen 36 Landkreisen und kreisfreien Städten. „Aus den Umfrageergebnissen geht hervor“, erläutert Kathrin Gröning, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW, „dass die Beschäftigten in Kitas enorme Anstrengungen unternehmen, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. Sie tragen die Hauptverantwortung für die tägliche Arbeit und halten den Laden am Laufen. Ohne ihr Engagement und ihren Einsatz wäre eine angemessene Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder vielerorts nicht möglich. Dennoch stellt sich die Frage, wie lange diese Situation noch tragbar ist. Ohne gegensteuernde Maßnahmen befürchten wir ein Kollabieren des Systems.“

Laut Umfrageergebnis geben mehr als 71 % der Teilnehmenden an, dass bei ihnen aktuell Stellen unbesetzt sind. In über der Hälfte der Fälle handelt es sich um ein bis drei unbesetzte Vollzeitstellen, bei 8,61 % sind es sogar mehr als drei Stellen. Nicht berücksichtigt wurden in der Umfrage kurz- und mittelfristige Ausfälle von Personal beispielsweise durch Krankheit.

Dass dies nicht spurlos an der Kita-Landschaft in Rheinland-Pfalz vorbeigeht, zeigen die Rückmeldungen auf mögliche Auswirkungen auf die Betreuungsangebote. Immer mehr Kitas sehen sich gezwungen, die Betreuungszeiten einzuschränken. Nur ein Sechstel der Umfrageteilnehmenden meldet zurück, dass sie im vergangenen halben Jahr ihre Betreuungszeiten nicht einschränken mussten. Die vertraglich vereinbarten Betreuungszeiten mussten in 69 % der Kitas tage- oder wochenweise eingeschränkt werden. In knapp 15 % der Kitas sind die Betreuungszeiten dauerhaft eingeschränkt.

 „Dabei dürfte die jetzt eingetretene Situation kaum überraschen“, ordnet Ingo Klein, Gewerkschaftssekretär der GEW Rheinland-Pfalz ein. „Bereits im Prozess der Ausgestaltung des neuen Kita-Gesetzes wies die GEW Rheinland-Pfalz immer wieder darauf hin, dass der Rechtsanspruch auf eine mindestens siebenstündige Betreuung für jedes Kind zwar familienpolitisch sinnvoll ist, deren Umsetzung allerdings durch geeignete Maßnahmen auf den zu erwartenden Fachkräftemangel unterfüttert werden muss. Passiert ist diesbezüglich zu wenig. Jetzt haben wir die Situation, die niemand möchte.“

Der Fachkräftemangel in Kitas ist ein kollektives Problem, das insbesondere Arbeitgeber und Träger nicht ignorieren dürfen. Kurzfristige Lösungen sind dabei leider nicht in Sicht. „Der größte Schatz der Kitas sind die engagierten Beschäftigten. Ihre Arbeitsbelastung angemessen zu senken und für einen guten Arbeits- und Gesundheitsschutz zu sorgen, muss jetzt oberste Priorität haben“, fordert Gröning. „Dabei muss auch klar sein, dass der verpflichtende Maßnahmenplan für den Umgang mit Personalausfällen konsequent angewendet wird, um den Fachkräftemangel nicht noch weiter zu verschärfen. Auch, wenn das zu dem Preis weiterer Einschränkungen passiert.“ Im Rahmen der Umfrage haben Beschäftigte darauf hingewiesen, dass sie nach dem Maßnahmenplan die Betreuungszeiten öfter als tatsächlich geschehen hätten reduzieren müssen. Doch die eigentlich verpflichtende Maßnahme wurde in vielen Fällen von Arbeitgeberseite her verwehrt. „In unseren Augen“, so Gröning weiter, „ein unverantwortliches Verhalten. Wir appellieren in diesem Zusammenhang an die Arbeitgeberseite, ihrer Verantwortung nachzukommen.“

„Die bitteren Auswirkungen sind allen Beteiligten stets bewusst“, so Gröning abschließend. „Beschäftigte, Kinder und Familien sind gleichermaßen die schuldlosen Leidtragenden einer verfehlten Politik.“

 

Mainz, 13.07.2023

 

 

Ansprechpartner:innen der GEW sind

Kathrin Gröning (stellvertretende Vorsitzende)           0151 17267950

Ingo Klein (Gewerkschaftssekretär)                                0151 59071131

 

Anlagen

Auswertungen zur Kita-Umfrage

 

Kontakt
Kathrin Gröning
Stellvertretende Vorsitzende GEW Rheinland-Pfalz
Mobil:  0151 17267950
Kontakt
Ingo Klein
Gewerkschaftssekretär
Adresse Regionalbüro Süd, Mainz
Privat:  06131 28988-19