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Schreiben nach Gehör – CDU will bewährte Methode verbieten

Seit geraumer Zeit kritisiert die CDU Rheinland-Pfalz die Leselehrmethode „Schreiben nach Gehör“, die seit vielen Jahren an den Grundschulen praktiziert wird. Die GEW Rheinland-Pfalz hält die Haltung der CDU diesbezüglich für übertrieben und als nicht berechtigt. Diese Methode gar verbieten zu wollen, ist aus Sicht der GEW, aber auch aus der Sicht vieler Grundschulkolleginnen und Kollegen als absurd und nicht nachvollziehbar.

„Lesen durch Schreiben“ wie die Methode heißt, mit deren Hilfe Kinder durch die Verwendung einer Anlauttabelle lesen lernen, wurde von dem Schweizer Reformpädagogen Jürgen Reichen entwickelt und wird seit vielen Jahren als eine von mehreren möglichen Methoden zum Lesen lernen an den Grundschulen angewandt. Der Ansatzpunkt dieser Methode ist, dass die Kinder motiviert werden sollen, Freude am Schreiben zu entwickeln. Ebenso sollen die Kreativität und die Selbsttätigkeit der Kinder gefördert werden. Dabei spielen das selbstständige sowie das selbst gesteuerte Lernen eine wichtige Rolle. Jedes Kind lernt seinem eigenen Tempo entsprechend Schreiben und Lesen, in enger Begleitung mit den Lehrkräften. Dieser Erstschreiberfolg macht sie stolz, es stärkt ihre Motivation, weiter schreiben lernen zu wollen. Jedoch kommt es aber auch vor, dass eine Klasse wenig auf diese Methode (aus welchen Gründen auch immer) reagiert. Dies bedeutet für erfahrene Grundschullehrkräfte, dass sie eine andere Methode anwenden. So sind auch die Rückmeldungen diesbezüglich aus der Praxis.

„Grundschullehrkräfte sind kompetent und gut ausgebildet Fachexpertinnen besonders in der Frage des Erstlesens und Erstschreibens“, so der Landesvorsitzende der GEW Rheinland-Pfalz. „Hierfür brauchen sie Freiheit im methodischen Umgang, damit sie Kinder individuell begleiten und fördern können.“ „Dies darf nicht durch Verbote eingeschränkt werden“, so der Landesvorsitzende weiter. „Hier gibt es kein absolut richtig oder absolut falsch.“

Die CDU jedoch behauptet, dass Grundschulkinder durch diese Leselehrmethode nicht richtig Rechtschreiben lernen - ein harter Vorwurf. „Diese Behauptung lässt sich durch die vielfältigen Erfahrungen aus der Praxis weder bestätigen noch belegen“, so der GEW-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer. Auch gibt es keine gesicherten wissenschaftliche Belege, die diese Behauptung stützen können und dazu dienen, diese Methode gar zu verbieten, so wie von der CDU gefordert. „Grundschullehrkräfte sind Fachleute in der Anwendung von Leselehrmethoden. Dies ist fester Bestandteil ihrer Ausbildung. Sie wissen, wie man verschiedene Methoden anwendet, und sie wissen, dass der Lese- und Schreiblernprozess ein schwieriger ist“, so der GEW-Vorsitzende. Alleine deshalb verwenden die Kolleginnen und Kollegen oft einen Mix von Methoden, da sie besonders darauf achten, dass Grundschulkinder richtig lesen und schreiben lernen und damit diese ein Gefühl für eine richtige Schreibweise entwickeln. „Ganz gleich, nach welcher Methode unterrichtet wird, Grundschullehrkräfte reflektieren ihr Handeln, und sie wissen, was sie tun“ so Klaus-Peter Hammer. Die GEW sieht in der von der CDU angeführten Kritik an der Methode „Lesen durch Schreiben“ eine versteckte Kritik an der Fachkompetenz von Grundschullehrkräften. „Dies hat es in dieser Form so noch nicht gegeben“, so der Landesvorsitzende. Die GEW fordert deshalb die CDU auf, mehr der guten Ausbildung und der Fachkompetenz der Grundschullehrkräfte zu vertrauen. Statt eine überflüssige Diskussion zu führen, sei es dienlicher, über zentrale bildungspolitische Fragen zu debattieren, z.B. über mehr Ressourcen für eine weiterhin gebührenfreie Bildung in Rheinland-Pfalz.

Mainz, 09.07.2015

Kontakt
Peter Blase-Geiger
Geschäftsführer GEW Rheinland-Pfalz
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