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Zum Schuljahresbeginn verschärft sich die Bildungskrise. Aufruf zu bundesweitem Bildungsprotesttag.

Bundesweiter Bildungsprotesttag wird am 23.09.23 auch in Rheinland-Pfalz stattfinden

Foto: Alessandro Novellino/Canva

Schulstart in Rheinland-Pfalz - viele Lehrer*innen fehlen. Es gibt Schulen, die mit nur 89% des Personals 100% der Aufgaben und des Unterrichts abdecken sollen. Auch in den Kitas spitzt sich die Lage zu. Die Kindertagesstätten haben aufgrund von Personalengpässen und unzureichenden Rahmenbedingungen kaum die Möglichkeit den Kindern gerecht zu werden. „Satt und Sauber“ anstelle von pädagogischer Arbeit wird zur traurigen Normalität. Das bleibt nicht folgenlos: Schon jetzt verlässt ein Viertel der Kinder die Grundschule mit Lernrückständen. Immer noch hängt der Bildungserfolg maßgeblich von der sozialen Herkunft ab. Wichtigen Zukunftsthemen wie Klimabildung, Demokratiebildung und Weiteres sowie die Entwicklung notwendiger Zukunftskompetenzen bleiben auf der Strecke. Bisher haben weder die Landes- noch die Bundespolitik gezeigt, mit welchen Maßnahmen sie dieser sich verschlimmernden Bildungskrise entgegenwirken wollen.

 

Um aus der Krise zur dringend benötigten Bildungswende zu kommen, rufen wir zur Teilnahme
an unserer Kundgebung am bundesweiten Bildungsprotesttag, am 23.09.23 um 16.30 Uhr auf
dem Marktplatz in Mainz auf.

 

Bundesweit bedeutet der Beginn des neuen Kita- und Schuljahres für viele Kinder, Jugendliche und auch Beschäftigte den Start in einen zunehmend schwieriger werdenden Alltag in den Bildungseinrichtungen. Die Bildungskrise spitzt sich zu. Laut der neuesten IGLU-Studie hat ein Viertel Viertklässler*innen Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen. Jedes Jahr verlassen deutschlandweit etwa so viele Menschen das Bildungssystem ohne Abschluss, wie in einer mittelgroßen Stadt wie Speyer leben.

Der enorme und wachsende Mangel an Lehrer*innen und Erzieher*innen trifft auf ein marodes Bildungssystem: veraltet, unterfinanziert, spaltend und ungerecht. Bis 2035 wird es bundesweit einen dramatischen Lehrkräftemangel geben, der der Einwohnerzahl von Ludwigshafen am Rhein entspricht. Zusätzlich fehlen Hunderttausende Erzieher*innen in Kitas und Krippen – von den fehlenden Plätzen ganz zu schweigen. Wie soll da eine kindgerechte Bildung ermöglicht werden?

In diesem Mangelsystem kann weder inklusiv gearbeitet werden noch Chancengleichheit erreicht werden. Obwohl Deutschland schon 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert hat, wird das Recht von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen auf inklusive Bildung eingeschränkt. Sowohl in Kitas als auch in Schulen fehlt es an finanziellen Ressourcen, um allen Kindern und Jugendlichen bestmögliche Bildungschancen zu bieten, damit sie den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen sind. Kinder und Jugendliche müssen Wissen und Fähigkeiten erwerben, um sowohl der Klimakrise als auch den sozialen und globalen Ungerechtigkeiten zu begegnen. Ohne mehr Personal, mehr finanzielle Mittel und ein Umdenken
der Verantwortlichen in Mainz und Berlin bleibt das alles auf der Strecke.Unser Bildungssystem muss gerecht, zukunftsfähig und inklusiv werden, in Kita und Schule.

 

Deswegen fordern über 160 unterzeichnende Organisationen mit dem Appel „Bildungswende JETZT!“:

  1. Schule & Kita ZUKUNFTSFÄHIG und INKLUSIV zu machen
  2. eine AUSBILDUNGSOFFENSIVE für Lehrer*innen und Erzieher*innen
  3. ein SONDERVERMÖGEN Bildung in Höhe von 100 Mrd. € und eine dauerhafte ausreichende Finanzierung von 10% des BIP
  4. einen echten BILDUNGSGIPFEL auf Augenhöhe

 

Den Bildungsappell und weitere Informationen finden sich auf: https://www.bildungswende-jetzt.de

 

 

INFO: Die Kampagne „Schule muss anders“ wurde vorbereitet, geplant und wird getragen von der Bürger*inneninitiative „Schule in Not“, dem „Berliner Bündnis für schulische Inklusion“ und den „Berliner Bürgerplattformen“. Die GEW Berlin unterstützt die Forderungen. Darüber hinaus sind viele Einzelpersonen in der Kampagne und ihren Arbeitsgemeinschaften aktiv. Dazu zählen Eltern, Pädagog*innen (Lehrkräfte, Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen), Schüler*innen und einfach Menschen, die sich für bessere Bildung einsetzen. Wichtig ist ihnen, dass „Schule muss anders“ eine offene Kampagne ist.Weitere Personen, Initiativen und Organisationen sind eingeladen sich anzuschließen und gemeinsam  für eine andere Bildung, mehr Chancengleichheit und Teilhabe zu kämpfen.