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Deutsch-Lehrkräfte an PASCH-Schulen

Bedingungen verbessern

Mehr als 2.000 Schulen weltweit, an denen Deutsch unterrichtet wird, gehören zur Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH). Wie lässt sich dieses Netzwerk weiterentwickeln?

Foto: Shutterstock/GEW

PASCH – das steht für die Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“. Wie lässt sich dieses Netzwerk weiterentwickeln? Welche Erfahrungen machen die Lehrkräfte? Darüber diskutierten Fachleute und Gewerkschafter*innen während der diesjährigen Tagung der GEW-Arbeitsgruppe Auslandslehrkräfte (AGAL) in Mariaspring bei Göttingen.

Qualität des Deutsch-Unterrichts gestiegen

Es sei eine „geniale Idee“ des damaligen Bundesaußenministers Frank-Walter Steinmeier gewesen, die PASCH-Initiative 2008 zu gründen. Daran erinnerte Matthias Kiesler, Leiter des Referats „Deutsch als Fremdsprache“ im Auswärtigen Amt (AA). Die Qualität des Deutsch-Unterrichts sei durch PASCH gestiegen, sagte Kiesler. Etwa durch die Fortbildung der Lehrkräfte. Die Vernetzung der Schulen schaffe „Synergie-Effekte“. Man mache gemeinsame Wettbewerbe und Aktivitäten.

Zudem gäbe es die Plattform PASCH-net.de für den Austausch. Die Zahl der Deutsch-Lernenden habe sich in vielen Ländern deutlich erhöht. Beispiel Afrika: Von 2015 bis 2020 gebe es knapp 50 Prozent Zuwachs. Was verbessert werden könne? „Die Schnittstellen nach draußen“, sagte Kiesler. Etwa zur Wirtschaft im jeweiligen Land und in Deutschland sowie zum deutschen Hochschulwesen. Ziel von PASCH sei etwa, Schülerinnen und Schüler für ein Studium in Deutschland zu begeistern. Oder dafür, später als Fachkraft in Deutschland zu arbeiten. Die Bundesregierung überlege, so Kiesler, wie sich die Zusammenarbeit der PASCH-Schulen, auch mit externen Partnern, verbessern lasse. Dazu werde es einen Masterplan geben. „Da sind wir dran.“

Zum PASCH-Netz gehören die 135 Deutschen Auslandsschulen (DAS), 27 Deutsch-Profil-Schulen, etwa fast 1100 Schulen, die das Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz anbieten, sowie 700 sogenannte Fit-Schulen, die von den Goethe-Instituten betreut werden. Die Schülerinnen und Schüler an den DSD-Schulen haben die Möglichkeit, das Deutsche Sprachdiplom (DSD I und DSD II) zu erwerben. PASCH ist eine Initiative des Auswärtigen Amtes, in Kooperation mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), dem Goethe-Institut, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem Pädagogischen Austauschdienst des Sekretariats der Kultusministerkonferenz.

Lehrkräfte schlecht bezahlt

Stephan Münchhoff, Vorstandsmitglied der AGAL, erinnerte daran, dass Deutsch-Lehrkräfte an den nationalen PASCH-Schulen „teilweise sehr schlecht bezahlt werden und unter prekären Bedingungen“ arbeiteten. Die Lehrkräfte leisteten dennoch eine engagierte Arbeit für die Vermittlung der deutschen Sprache und Kultur. Sie hätten zudem mit dafür zu sorgen, „dass sie genügend Schülerinnen und Schüler haben, die Deutsch lernen wollen“.

Große Unterschiede zwischen den beteiligten Schulen

Dorothée Bauni vom Bund-Länder-Ausschuss für schulische Arbeit im Ausland (BLASchA) verwies darauf, dass es zwischen den beteiligten Schulen „große Unterschiede“ gebe. Einige bieten das Fach Deutsch erst seit kurzem an, die anderen „machen das schon 30 oder 40 Jahre“. Es sei daher „schwierig, alle Schulen mit gleichem Maßstab zu messen“.

Fatima Chahin-Dörflinger vom Verband Deutscher Lehrer im Ausland (VDLiA) räumte ein: Als die PASCH-Initiative gegründet wurde, habe es in ihrem Verband „kein großes Jubelschreien“ gegeben. Man habe sich gefragt, ob die Lehrkräfte an DAS künftiger weniger bekommen, wenn Geld nun auch für andere Schulen aufgebracht werde. Doch sei das PASCH-Netz „eine große Bereicherung“. Sie lobte die Professionalisierung der Lehrkräfte und die Qualität der Deutsch-Prüfungen. Allerdings stelle sich die Frage, wie die Beziehung der beteiligten Schulen untereinander sei. „Sind wir Konkurrenten oder Player miteinander?“

Ähnlich argumentierte Thilo Klingebiel vom Weltverband Deutscher Auslandsschulen (WDA), der die privaten, gemeinnützigen Schulträger der Deutschen Auslandsschulen vertritt. Auch er lobte das PASCH-Netz, unterstrich jedoch die Notwendigkeit, die sehr unterschiedlichen Schultypen im PASCH-Netzwerk differenziert darzustellen und deren Spezifika bei der Förderung zu berücksichtigen. Klingebiel verwies auf eine Entschließung des Deutschen Bundestages von 2019, der zufolge die DAS im PASCH-Netz eine „Vorbild-Funktion“ haben und „an erster Stelle“ stehen.

Tagung der GEW-Arbeitsgruppe Auslandslehrkräfte (AGAL) in Mariaspring bei Göttingen (v.l.n.r. Wilfried Auel (AGAL), Matthias Kiesler (Auswärtiges Amt), Heike Toledo (ZfA), Dorothée Bauni (KMK), Stephan Münchhoff (AGAL), Fatima Chahin-Dörflinger (VDLiA) und Thilo Klingebiel (WDA)), Foto: Carmen Ludwig

Autokratische Länder contra Grundwerte

Wilfried Auel vom AGAL-Vorstand verwies darauf, dass es im PASCH-Netz auch darum gehe, Grundwerte wie Demokratie und Toleranz zu vermitteln. Doch gebe es Situationen, „wo Lehrkräfte in der Wahl ihrer Unterrichtsinhalte eingeschränkt werden.“ Er wisse von einer Schule, in der Lehrkräfte einen Code of Conduct unterschreiben müssten, der nicht mit ihrem demokratischen Grundverständnis vereinbar sei.

Matthias Kiesler vom AA antwortete: Ziel sei, „dass wir ein modernes und realistisches Deutschlandbild vermitteln“. In autokratischen Ländern sei der Spielraum dafür aber kleiner. Als Gast im Land müssten Lehrkräfte ausloten, was möglich sei. Dieses Dilemma sieht auch Heike Toledo, Leiterin der ZfA. Es sei zum Beispiel für Lehrkräfte in Russland aktuell schwierig, den Krieg zu thematisieren.

Klingebiel plädierte für „bessere Vorbereitung“ der Lehrkräfte, die dabei helfen könne, dass es „keine Überraschungen gibt, wenn man ins Ausland geht.“
 

GEW: Für bessere Arbeitsbedingungen und Mitbestimmung

Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern forderte in ihrem Grußwort, dass die Deutschen Auslandsschulen und andere Kulturmittler „von drohenden Mittelkürzungen“ ausgenommen werden. Sie erinnerte daran, dass sich die Gewerkschaft seit langem für bessere Arbeitsbedingungen an den DAS einsetzt. Das gelte „insbesondere für die oftmals prekär beschäftigten Ortslehrkräfte.“ Die GEW engagiert sich ferner seit Jahren für eine wirksame Personalvertretung an DAS. Eine Teilnehmerin der Tagung bestätigte: Es gebe „häufig Konflikte“. Lehrkräfte seien „absolut allein gelassen in vielen Fällen“. Heike Toledo verwies auf die Rolle der aus Deutschland vermittelten Schulleitungen zur Konfliktlösung und bat bei gemeldeten Problemen an die AGAL um enge Kommunikation mit der ZfA in Bonn. Die AGAL wird sich weiterhin für wirkungsvolle Mitbestimmungsstrukturen im Auslandsschulwesen einsetzen.