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Offener Brief zur Lehrkräftebildung

GEW fordert Schluss mit Grundschullehramt auf Sparflamme

In einem Offenen Brief hat sich die GEW für die Stärkung der Lehramtsstudiengänge an den Universitäten des Landes ausgesprochen. Nachdem die Landesregierung entschieden hat die Universität Koblenz-Landau zu trennen, mischt sich die GEW damit wiederholt in eine Diskussion ein, die über die Zukunft der bisherigen Uni-Standorte geführt wird. Sie fordert die Universitätsleitungen sowie die politisch Verantwortlichen im Land auf insbesondere die Grundschulbildung zu stärken.

Offener Brief der GEW Rheinland-Pfalz im Wortlaut

„Qualität der Lehrkräftebildung sichern – Lehramtsstudiengänge aufwerten, besser finanziell ausstatten, um die Profilierung der Universitätsstandorte sicherzustellen

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich schreibe Ihnen heute, weil die GEW Rheinland-Pfalz in großer Sorge ist, dass sich die Lehrkräftebildung durch den Umstrukturierungsprozess verschlechtern könnte.

Die vorgesehene Auflösung der Universität Koblenz-Landau und die damit einhergehende Gründung einer selbstständigen Universität Koblenz und einer gemeinsamen Universität Kaiserslautern-Landau erzeugt viel Wirbel und stellt viele Fragen, für die es bisher keine Antworten bzw. Konzepte einer Umsetzung gibt.

Dies gilt insbesondere für die Lehramtsstudiengänge an den neuen Universitätsstandorten.

Es ist schon kurz nach der Veröffentlichung der geplanten Veränderung der Hochschullandschaft in Rhein­land-Pfalz deutlich geworden, dass über viele ungeklärte Themen, was die zukünftige Ausrichtung dieser Hochschulen betrifft, jetzt schon offen diskutiert wird. Im besonderen Fokus steht hierbei der wichtige Bereich der Forschung, der wissenschaftlichen Profilierung und ggf. die Einführung wegweisender Studi­engänge an den neuen Universitäten.

Über die Bedeutung der Lehramtsstudiengänge, insbesondere des Grundschullehramtes, wird im Sinne einer Profilierung der Hochschulen wenig oder nur am Rande gesprochen. Die GEW Rheinland-Pfalz warnt davor, die Lehrkräftebildung stiefmütterlich zu behandeln. Die Lehrkräftebildung für alle Schularten muss zu einer zentralen Pflichtaufgabe der neuen Universitäten werden. Die Universitätsleitungen müssen dafür sorgen, dass die Lehramtsstudiengänge zu einer klar erkennbaren und starken Profilierung der Hochschu­len gehören. Die Einführung eines Lehramtsstudiengangs mit dem beruflichen Fach Sozialpädagogik, wel­cher im Land Rheinland-Pfalz sowie den benachbarten Bundesländern Hessen und Saarland derzeit nicht angeboten wird, sollte dabei Berücksichtigung finden.

Es muss gewährleistet sein, dass an allen neuen Hochschulstandorten alle für das Lehramt relevanten Fä­cher studiert werden können. Es ist zwingend, dass alle Lehramtsstudiengänge an den Hochschulen als gleichwertig angesehen, genügend ausfinanziert und personell ausgestattet werden. Dies gilt nicht nur, aber dennoch ganz speziell, für das Lehramt an Grundschulen. Das Lehramt an Grundschulen ist seit Jahren chronisch unterfinanziert. Die Kapazitäten für diesen Studi­engang sind derzeit sowohl in Landau auch als Koblenz mehr als knapp bemessen. Zum Teil müssen Stu­dierende für das Lehramt an Grundschulen abge­wiesen werden. Die Unzufriedenheit der Studierenden, was die Bedingungen dieses Studiengangs betref­fen, ist sehr groß.

Wenn nun schon der politische Wille der Umstrukturierung der genannten Hochschulen da ist, dann be­steht nun die Gelegenheit, dieses Problem konstruktiv anzugehen und zu lösen. Das erfordert allerdings vom Land eine solide Finanzausstattung, die eine qualitativ wie quantitativ hochwertige universitäre Lehr­amtsausbildung gewährleistet. Dies gilt nicht nur, weil es für das Lehramt an Grundschulen in Zukunft ei­nen immer größer werdenden Fachkräftemangel geben wird.

Auch deshalb, weil der Studiengang für das Lehramt an Grundschulen mindestens so anspruchsvoll ist, wie alle anderen Lehramtsstudiengänge und im Bereich der Forschung für den Primarbereich - insbesondere durch die Vielzahl an Bezugswissenschaf­ten im Fach Grundschulbildung - exzellente Möglichkeiten beste­hen, im Wissenschaftsbereich zu brillieren und sich bundesweit hervorzuheben.

Gerne stehen wir auch zu einem persönlichen Gespräch zur Verfügung.“

Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der GEW Rheinland-Pfalz