Bildungsbericht
RLP bei Pro-Kopf-Bildungsausgaben Schlusslicht
Die Erkenntnisse des Nationalen Bildungsberichts lassen uns mit Sorge auf die aktuelle Situation der Bildungseinrichtungen im Bundesland schauen. Augenfällig ist, dass sich im Ländervergleich die Investitionen in Bildung auf konstant niedrigem Niveau bewegen und damit die Bildungsungerechtigkeit zementiert wird.
Die Erkenntnisse des Nationalen Bildungsberichts sprechen eine deutliche Sprache: Viel zu viele junge Menschen verlassen die Schule ohne Abschluss. Im Jahr 2022 waren es bei steigender Tendenz bundesweit 52.300 (dies einspricht 6,9 %). Rheinland-Pfalz liegt über dem Bundesdurchschnitt: Im Jahr 2022 verließen 7,8 % der Schülerinnen und Schüler nach Beendigung der Schulpflicht die allgemeinbildende Schule ohne ersten Schulabschluss.
Die Gründe für diese alarmierenden Zahlen sind nach Ansicht der GEW Rheinland-Pfalz vielschichtig und entlang der gesamten Bildungsbiografie junger Menschen zu suchen.
„Mangelnde Chancengleichheit beginnt bereits in der Kita“, erläutert Kathrin Gröning, Vorsitzende der GEW Rheinland-Pfalz. Frühkindliche Bildung lege den Grundstein und sei Gelingensbedingung für die weiteren Bildungschancen, insbesondere mit Blick auf die Entwicklung von Sprachkompetenzen. „Kinder lernen Sprache im alltäglichen Tun und gemeinsamen Leben mit anderen. Dazu braucht es verlässliche und qualifizierte Fachkräfte und einen Alltag, der viele Sprachanreize schafft. Unabhängig der Herkunft kann dies für alle nur die Kita bieten“, so Gröning. „Fehlende Platzkapazitäten und eine der niedrigsten Betreuungsquoten bundesweit bei den unter Dreijährigen sprechen allerdings eine Sprache für sich. Gerade in herausfordernden Lagen kann selbst Kindern über drei Jahren oftmals erst spät ein Platz in einer Kita angeboten werden.“
Der Bildungserfolg ist in kaum einem anderen Land derart abhängig von der Herkunft wie in Deutschland. In Rheinland-Pfalz sind mehr als ein Drittel der Kinder von besonderen Risikolagen, die einer erfolgreichen Bildungsbiografie entgegenwirken, betroffen. Steigende Tendenzen sind insbesondere bei finanziellen Risikolagen (24 %) und Risikolagen durch formal gering qualifizierte Eltern (17 %) zu beobachten. Dies auszugleichen wäre Aufgabe eines gerechten Bildungssystems.
Um allen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit zu bieten, ihre Potentiale ausschöpfen zu können, bräuchte es nach Ansicht der GEW deutlich größere Investitionen im Bereich der Bildung. „Zwar steigt der Bildungshaushalt, aber die Pro-Kopf-Bildungsausgaben für alle Unter-Dreißigjährigen betrachtet , bildet Rheinland-Pfalz das bundesweite Schlusslicht“, so Gröning weiter. „Daher kommen in herausfordernden Lagen Programme wie das Startchancen-Programm gerade recht. Sie sind bitter nötig, wenn wir uns die Ausgangslage anschauen, sind aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Dennoch mahne die GEW weitere Kraftanstrengungen an, nicht nur, um nicht weiter im Bundesvergleich die rote Laterne zu tragen, sondern auch um im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu werden.