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Keine halbe Sachen – mit Akzeptanz Gesellschaft machen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz begrüßt die erste Demo Parade anlässlich des Christopher-Street-Days (CSD) in Mainz, die morgen unter dem Motto „Keine halben Sachen – mit Ak­zeptanz Gesellschaft machen“ stattfindet.

„65 Jahre nach Verabschiedung des Grundgesetzes gelten für schwule Männer und lesbische Frauen
immer noch nicht die gleichen Rechte. Nur die Öffnung der Ehe und die dringend notwendige Ergänzung von Artikel 3 Abs. 3 GG, wonach niemand nach seinem Geschlecht und seiner sexuellen Identität benach­teiligt werden darf, können hier Abhilfe schaffen, um endlich eine Gleichstellung vor dem Gesetz herzu­stellen“, so der GEW-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer. Ebenso müssten die nach dem ehe­maligen § 175 Verurteilten endlich rehabilitiert und entschädigt werden. Ihr „Vergehen“ habe darin bestanden, als Erwachsene einen anderen Erwachsenen gleichen Geschlechts geliebt zu haben. Die 50.000 dafür Verur­teilten seien bis heute vorbestraft. „Dieses Unrecht muss beseitigt werden, denn es leiden noch viele der damals Verurteilten unter der Stigmatisierung der Verurteilung;“ sagte Hammer.

Großen Aufklärungsbedarf gibt es der GEW zufolge immer noch im Bereich der Schulen, aber auch gesamtgesellschaftlich. Dies belegt eine bundesweite wissenschaftliche Untersuchung von Schulbüchern aus dem Jahre 2012, auch der zugelassenen Schulbücher aus Rheinland-Pfalz, die ergeben hat, dass viele Un­terrichtswerke nach wie vor nicht über Schwule, Lesben, Bi, Transidente und Intersexuelle (LSBTI) infor­mieren bzw. thematisieren. Und wenn dies der Fall ist, erfolge dies meist im Kontext von Krankhei­ten. „Wenn Schulen zur einer gesellschaftlichen Akzeptanz und Toleranz von schwulen, lesbischen, bise­xuel­len, transidenten und intersexuellen Menschen beitragen soll, müssen die Schulbücher endlich entspre­chend angepasst werden. Schließlich gehört es nach §1 (1) des rheinland-pfälzischen Schulgeset­zes zum ‚Auftrag der Schule, ... junge Menschen auf Förderung seiner Anlagen und Erweiterung seiner Fä­higkeiten unabhängig von ... seinem Geschlecht und seiner sexuellen Identität ... zur Wahrnehmung von Rechten und Übernahme von Pflichten hinreichend vorzubereiten‘“, sagte der GEW-Landesvorsit­zende.

Die GEW setze sich seit Jahren dafür ein, dass moderne Schulbücher und Unterrichtsmaterialien den Schulen zur Verfügung stehen, die die heutige Lebensrealität vielfältiger Familienformen wiedergeben.

„Schwule Sau“ sei aber immer noch das meist gebrauchte Schimpfwort auf deutschen Schulhöfen; es werde leichtfertig verwandt, da den Schülerinnen und Schülern nicht bewusst sei, was dieser abwertende Begriff für die betroffenen Mitschülerinnen und Mitschüler bedeutet. Es werde nach wie vor nicht ausrei­chend realisiert, dass es an jeder Schule Schülerinnen und Schüler gibt, die schwul, lesbisch, bisexuell, transident oder intersexuell sind.

Immer noch hören viele Lehrerinnen und Lehrer weg, wenn das Wort schwul als genereller Begriff für Abwertendes benutzt wird. Dies hat mit Unsicherheit und geringer Erfahrung im Umgang mit gleichgeschlechtlichen Lebensweisen zu tun. Um dies zu verbessern, setzt sich die GEW für mehr Fort- und Wei­terbildungsangebote für Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrkräfte ein. So gibt es das Bildungs­projekt SchLAu (Schwul Lesbisch Bi Trans* Aufklärung). Mit Hilfe von SchLAu, das vom Land unterstützt wird, können sich die Schulen Fachkräfte in die Schulen holen, um entsprechende Informationsveranstal­tungen und Schulungen durchzuführen. „Sehr positiv sind auch die vom Pädagogischen Landesinstitut angebote­nen Fortbildungen in diesem Bereich, die unbedingt weiter ausgebaut werden sollten“, sagte Hammer. Die Bildungsgewerkschaft biete mit Hilfe der AG „Lesben und Schwule in der GEW“ ein Forum für betref­fende Kolleginnen und Kollegen. Diskriminierungen aufgrund einer von der Mehrheit abwei­chenden se­xuellen Identität seien leider immer noch ein Teil der Realität des schulischen Alltags an rheinland-pfäl­zischen Schulen. „Diese Diskriminierungserfahrungen sind oft subtil und bleiben meist im Verborgenen, da die Betroffenen Scheu haben, sich diesbezüglich zu äußern“ so der Landesvorsitzende der GEW Rheinland-Pfalz. Deshalb setze sich die GEW dafür ein, dass durch mehr Fortbildungs- und Schulungs- so­wie Aufklärungsangebote und der Entwicklung entsprechender Unterrichtsmaterialien an rheinland-pfäl­zischen Schulen mehr zur gesellschaftlichen Akzeptanz und Toleranz gegenüber schwulen, lesbischen, bisexuellen, transidenten und intersexuellen Menschen beigetragen wird.

Kontakt
Peter Blase-Geiger
Geschäftsführer GEW Rheinland-Pfalz
Adresse Martinsstr. 17
55116 Mainz
Telefon:  06131 28988-15