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Misslungener Schuljahresbeginn – vielerorts können Schulen ihrem Auftrag nicht mehr gerecht werden

GEW fordert Landesregierung auf, ein geeignetes Maßnahmenpaket auf den Weg zu bringen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken

Die GEW Rheinland-Pfalz blickt auf den Beginn des neuen Schuljahres 2022/23 mit großer Sorge. Der Lehr- und Fachkräftemangel ist gravierender denn je. Es wird unmöglich sein, alle vorgesehenen Planstellen an den Schulen mit ausgebildeten Lehrkräften sowie Pädagogischen Fachkräften zu besetzen. Besonders an den Grundschulen und Förderschulen werden hunderte Stellen, so auch Klassenleitungen, nicht mit qualifiziertem Personal besetzt werden können. Auch an weiterführenden Schulen gelingt es bereits zu Schuljahresbeginn nicht, den Unterricht in allen Fächern zu personalisieren. Dies alles erschwert die anspruchsvolle Arbeit an den Schulen und führt zu einer kaum mehr tragbaren Belastung der Beschäftigten. Erhöhte Ausfallzeiten aufgrund von Überlastungssymptomen werden verstärkt die Folge sein und die Teilzeitquote wird somit mittelbar sicher auch nicht sinken.

„Auch in diesem Schuljahr werden die Kapazitäten zur Vertretung von erkrankten Beschäftigten fehlen“, so Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der GEW Rheinland-Pfalz. „Vielerorts wird Unterricht ausfallen, wenn die nächste Corona- oder Grippewelle rollt. Zudem gelingt es schon zum Schulstart kaum, schwangerschaftsbedingte Ausfälle in den Kollegien zu kompensieren. Es muss dringend vorgesorgt und nachgesteuert werden, damit auch auf plötzlich auftretende neue Herausforderungen, wie die Integration neuer Schüler:innen aus der Ukraine, reagiert werden kann . Die GEW Rheinland-Pfalz fordert neben kurzfristigen Maßnahmen, wie einem Programm zur gezielten Qualifizierung von nicht ausreichend ausgebildeten ‚Hilfskräften‘ an den Schulen, auch ein Maßnahmenpaket, das langfristig wirkt.“

Angesichts

  • sinkender Zahlen der Studierenden für Lehramtsstudiengänge,
  • von Abwanderungstendenzen in andere Bundesländer,
  • der hohen Quote an Teilzeitbeschäftigten einerseits und etwa durch Überlastung frühzeitig aus dem Schuldienst ausscheidender Lehrkräfte und Pädagogischer Fachkräfte andererseits

fordert die GEW, den „Arbeitsplatz Schule“ in Rheinland-Pfalz attraktiver und bundesweit konkurrenzfähig zu machen.

Geeignete Maßnahmen wären nach Auffassung der GEW beispielsweise das Angebot von Entlastungsmöglichkeiten, insbesondere geeignete Altersentlastungen, damit ältere Beschäftigte länger im aktiven Dienst bleiben können. In Rheinland-Pfalz fehlt noch immer die überfällige Aufwertung des Grundschullehramtes durch eine Angleichung der Bezahlung an die anderen Lehrämter. Eine Reform der Lehrkräfteausbildung erscheint dringend geboten. „Die anspruchsvolle Arbeit in allen Schulen erfordert eine schulstufenbezogene Ausbildung von Lehrkräften. Wir brauchen nicht länger Expert:innen für bestimmte Schularten, sondern Expert:innen für die Altersgruppen, in denen sie eingesetzt sind“, so Klaus-Peter Hammer. Darüber hinaus wird der Ausbau von echten multiprofessionellen Teams an allen Schulen und eine besondere Unterstützung von Schulen benötigt, die etwa durch ihre örtliche Lage spezifische Ansprüche zu erfüllen und Schwierigkeiten zu stemmen haben. Wichtig ist auch die Entlastung insbesondere der Leitungskräfte von Verwaltungsaufgaben, damit wir keine Welle von Entpflichtungen von Leitungsaufgaben erleben. Die Attraktivität von Schulleitungstätigkeiten muss wieder hergestellt werden.

„Ein weiter so“, so Hammer abschließend, „kann sich Rheinland-Pfalz nicht leisten. Wir brauchen zukunftsweisende Entscheidungen, jetzt!“

 

Mainz, 01.09.2022

Kontakt
Peter Blase-Geiger
Geschäftsführer GEW Rheinland-Pfalz
Adresse Martinsstr. 17
55116 Mainz
Telefon:  06131 28988-15