Zum Inhalt springen

Frühkindliche Bildung

GEW befürchtet Qualitätsverlust in Kitas

Durch eine Änderung der Ausführungsverordnung des Kita-Gesetzes in Rheinland-Pfalz wurde die bisherige Regelung, unausgebildete Vertretungskräfte nur höchstens sechs Monate in Kitas beschäftigten zu können, bis Ende 2028 außer Kraft gesetzt. "Die GEW befürchtet massive Qualitätsverluste in der pädagogischen Arbeit. Darüber hinaus ist das damit vermittelte Signal an die Beschäftigten in Zeiten eines eklatanten Fachkräftemangels fatal," kritisiert Kathrin Gröning, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW.

Pressemitteilung der GEW

Der Fachkräftemangel in rheinland-pfälzischen Kitas war zu erwarten – die jetzt getroffenen Maßnahmen machen die Fachkräfte richtig sauer!

Durch eine Änderung der Ausführungsverordnung des Kita-Gesetzes in Rheinland-Pfalz wurde die bisherige Regelung, unausgebildete Vertretungskräfte nur höchstens sechs Monate in Kitas beschäftigten zu können, bis Ende 2028 außer Kraft gesetzt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft befürchtet massive Qualitätsverluste in der pädagogischen Arbeit. Darüber hinaus ist das damit vermittelte Signal an die Beschäftigten in Zeiten eines eklatanten Fachkräftemangels fatal.

„Die fachliche Arbeit in Tageseinrichtungen für Kinder ist geprägt von Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Wertschätzung gegenüber allen Kindern und ihren Eltern, einer offenen Kommunikation und einem vertrauten Miteinander“, so heißt es in der Präambel der Fachkräftevereinbarung, die das Bildungsministerium gemeinsam mit den Trägern der Kindertageseinrichtungen im Februar 2021 getroffen hat. Diese soll mit hoher Verbindlichkeit die pädagogische Eignung der pädagogischen Fachkräfte sichern und hat bundesweit einen Vorbildcharakter. Bislang können in rheinland-pfälzischen Kitas Vertretungskräfte, die über keine pädagogische Eignung verfügen, höchstens für die Dauer von sechs Monaten eingesetzt werden. Nun sind Abweichungen von dieser Begrenzung bis zum 31.12.2028 möglich sein. Somit wird auch langfristig dem Einsatz von Vertretungskräften ohne fachliche Vorkenntnisse Tür und Tor geöffnet. Eine entsprechende Änderung der Ausführungsverordnung des Kita-Gesetzes wurde den Gewerkschaften nicht zur Anhörung vorgelegt. „Damit sind Tatsachen geschaffen worden und wir hatten keine Möglichkeit uns im Anhörungsverfahren dazu zu äußern“, kritisiert Kathrin Gröning, stellvertretenden Vorsitzende der GEW.                                                                                                  

Gerade mit Blick auf die formulierten Ansprüche an die pädagogische Arbeit ist diese Änderung für die GEW nicht nachvollziehbar. „Die Kitas im Land leisten wertvolle Arbeit mit Blick auf Bildungsgerechtigkeit und die Betreuung und Erziehung der ihnen anvertrauten Kinder“, erklärt Gröning. Gute Arbeit und eine qualitätsvolle Begleitung der Kinder benötige ausgebildete Fachkräfte. „Der Bildungsauftrag schließt aus, dass die Kitas auf ‚sicher, satt und sauber‘ reduziert werden“, führt Gröning weiter aus. „Durch die Änderung der bestehenden Regelungen wird den Beschäftigten in den Kitas aber vermittelt, dass im Grunde jede beliebige Person ihre Arbeit übernehmen könnte. Nach Ansicht der GEW ist dieses Signal gerade mit Blick auf den bestehenden Fachkräftemangel fatal. Die mangelnde Wertschätzung und hohe Arbeitsbelastung senkten bereits jetzt nachweislich die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten in Kitas. Abgesehen davon, dass diese ungelernten Kräfte für die Kitas bei einem branchenübergreifenden Fachkräftemangel nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen dürften, stelle sich die Frage, in welcher Art und Weise und mit welchem zeitlichen Ressourcen den fachlichen Lücken im Rahmen der Einarbeitung begegnet werden soll. Anstelle einer Entlastung der Beschäftigten steige die Belastung sogar, denn inhaltliche Arbeit verteile sich so auf immer weniger Schultern.

Der konstatierte Fachkräftemangel ist auch keineswegs ein neues Problem. Bereits vor mehr als einer Dekade hat Prof. Dr. Stefan Sell von der Hochschule Koblenz in verschiedenen Szenarien die absehbaren Folgen aufgezeigt. Und es ist wie von ihm beschrieben eingetreten: mehr Kinder und frühere Anmeldungen in der Kita bei höherer Personalfluktuation und vermehrten Berufsaussteiger:innen. Trotz der bekannten Ausgangslage ist bei der Reaktion auf den Fachkräftemangel bisher zu wenig passiert. Nach Ansicht der GEW braucht es einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller Beteiligten am System Kita.

Auch wird es bittere Entscheidungen geben müssen, wenn bei Unterschreitung des Personalschlüssels der entsprechende Maßnahmenplan in den Einrichtungen angewandt werden muss. Aber nach Ansicht der GEW darf es keine weitere Abwertung der Arbeit der Erzieher:innen geben, sonst steigen weitere Fachkräfte aus dem Berufsfeld aus.

 

Mainz, 14.09.2022

Kontakt
Ingo Klein
Gewerkschaftssekretär
Adresse Regionalbüro Süd, Mainz
Telefon:  06131 28988-19
Kontakt
Kathrin Gröning
Stellvertretende Vorsitzende GEW Rheinland-Pfalz
Mobil:  0151 17267950