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Appell „Das Kita-System steht vor dem Kollaps“

Das Kita-System jetzt stabilisieren!

Mit zusätzlichen Geldern müsse das System Kita sofort stabilisiert werden, fordert GEW-Kita-Expertin Doreen Siebernik. Aus der Wissenschaft gab es zuvor die Befürchtung, das Kita-System würde ohne Hilfe bald kollabieren.

Bricht das Kita-System bald zusammen? Die GEW warnt schon lange davor – nun gibt es einen warnenden Appell aus der Wissenschaft (Foto: Shutterstock/GEW).

„Das Kita-System muss jetzt mit zusätzlichen Geldern stabilisiert werden“, forderte GEW-Vorstandsmitglied und Kita-Expertin Doreen Siebernik heute in Frankfurt am Main. Es müsse ein deutliches Signal des Aufbruchs gesendet und den Fachkräften eine klare Perspektive aufgezeigt werden, so Siebernik.

In einem Appell hatten mehr als 150 Wissenschaftler:innen vor dem baldigen Kollaps der System der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung gewarnt. Den pädagogischen Fachkräften gelinge es trotz unermüdlicher Anstrengungen kaum mehr, ihre pädagogische Arbeit qualitätsgerecht zum Wohl der Kinder und ihrer Entwicklung auszuüben und dabei konstruktiv undvielfaltssensibel mit den Familien zusammenzuarbeiten, heißt es im Appell. Die Wissenschaftler*innen fordern deutlich verbesserte finanzielle und fachliche Anstrengungen zu unternehmen, um die Ressourcen des Systems zu stärken.

„Wir müssen die drohende Abwärtsspirale, dass Kitas zu reinen Aufbewahrungsstätten der Kinder werden, aufhalten.“ (Doreen Siebernik)

Die GEW unterstützt die Handlungsaufforderung der Wissenschaft an die Politik, mehr Gelder für frühkindliche Bildung bereit zu stellen. „Wir müssen die drohende Abwärtsspirale, dass Kitas zu reinen Aufbewahrungsstätten der Kinder werden, aufhalten“, sagte Siebernik. „Wir brauchen dringend einen verbindlichen Stufenplan für eine verstärkte Fachkräfte- und Qualifizierungsoffensive.“ Für den akuten Bedarf seien Konzepte notwendig, um Stütz- und Hilfskräfte einzustellen und diese fachlich auf die Arbeit in den Einrichtungen vorzubereiten. Diese Beschäftigten müssten bei fachlicher Eignung eine Ausbildung als Erzieherin oder Erzieher aufnehmen können und ihnen damit Berufschancen eröffnet werden.

„Die Mädchen und Jungen haben aus der Kinderrechtskonvention abgeleitete Grundrechte, die gesichert werden müssen.“ (Doreen Siebernik)

Das Problem sei die fehlende Balance zwischen den gestiegenen Anforderungen an die pädagogischen Fachkräfte und Institutionen der Kindertagesbetreuung und den vorhandenen Ressourcen im System. Diese Situation verschärfe sich zusehends. „Seit Jahren warnen wir vor der drohenden Erschöpfung der Fachkräfte und dem Verfall des Systems. Erzieherinnen und Erzieher, die Kinder und Familien sind durch die Erfahrungen der Corona-Pandemie psychisch und physisch am Ende ihrer Kräfte“, sagte die GEW-Kita-Expertin. Sie machte auf die sozialen Folgen dieser Entwicklung aufmerksam. Es gebe viele Hinweise auf steigende häusliche Gewalt. Die Statistiken für Inobhutnahmen zeichneten „ein erschreckendes Bild“. „Die Mädchen und Jungen haben aus der Kinderrechtskonvention abgeleitete Grundrechte, die gesichert werden müssen“, sagte Siebernik.