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Leserbrief zum Artikel „Wenn der Lehrer wieder mal krank ist“ vom 13.03.2018 des Trierischen Volksfreundes

Der Trierische Volksfreund nahm sich im Lokalteil der Stadt Trier am 13.03.2018 des wichtigen Themas Unterrichtsausfall und Vertretungsunterricht an den Schulen an. Der Artikel ist auf der Seite volksfreund.de zu finden, wenn man die Suchbegriffe "Trier" und "Unterrichtsausfall" eingibt. Michael Frien, Vorsitzender des Kreises Trier und stellvertretender Bezirksvorsitzender, und der Bezirksvorsitzende Christian Gerteis haben hierzu einen Leserbrief verfasst:

Der Artikel „Wenn der Lehrer wieder mal krank ist“ des Volksfreund vom 13.03.2018 legt den Finger in die Wunde, und das gleich zweimal:

  1. Die generelle Unterrichtsversorgung an den Schulen ist unzureichend.
  2. Auf den Krankheitsfall ist Schule nicht ausreichend vorbereitet.

 

Während es zur Unterrichtsversorgung jedes Jahr aufs Neue verschiedenste Auslegungen über die Zahlen gibt, sehen wir als GEW bereits in der jährlich errechneten Unterrichtsversorgung Mängel. So wird in der Statistik z.B. nicht erfasst, wie viele der eingesetzten Lehrer*innen voll und für die jeweilige Schulart ausgebildet sind, oder ob hier evtl. auch Studierende unterrichten. Eine gründliche Beleuchtung der Unterrichtsversorgung führt hier zu weit. Die Unterrichtsversorgung liegt immer unter 100 % anstatt bei den von der GEW geforderten 105 %.

 

Der Artikel beschäftigt sich allerdings mit einem Alltagsproblem an Schulen: Wenn Lehrkräfte erkranken, ist nur selten Vertretungsunterricht möglich.

Woran liegt das und wozu führt das?

  1. Die meisten Schulen verfügen über ein eigenes Budget um den Vertretungsbedarf über das Einstellen von Vertretungslehrer*innen zu regeln. Dieses Budget reicht in der Realität nicht einmal aus, den gesetzlichen Fortbildungsurlaub der Lehrkräfte zu vertreten.
  2. Schon jetzt im Grundschulbereich existierende Planstellen für Vertretungsunterricht werden für langfristige Vertretungen (Elternzeit) eingesetzt. Folglich steht für den akuten Vertretungsbedarf niemand zur Verfügung, obwohl es auf dem Papier reichlich Vertretungslehrer*innen gäbe.
  3. Allein an den fünf staatlichen Gymnasien in Trier gab es 2016/17 einen Vertretungsbedarf von über 18.000 Stunden. Das entspricht etwa 7,5% der gesamten Stunden. Ausgefallen sind dann tatsächlich knapp 7.000 Stunden oder 2,9 %.
  4. An den Grundschulen ist es im Vertretungsbedarf üblich, dass Klassen aufgeteilt werden. Hierbei werden die Kinder einer (oder mehrerer Klassen) auf die anderen Klassen verteilt werden. Das führt dazu, dass durchaus 10 Kinder mehr in einer Klasse unterrichtet werden müssen als ohne Vertretungsbedarf. Die Unterrichtsqualität sinkt, Lehrkräfte und Schüler*innen werden belastet. Statistisch stellt die Aufteilung keinen Unterrichtsausfall dar, da der Unterricht auf dem Papier stattfindet.
  5. Der Ausfall von Differenzierungsstunden oder Fördermaßnahmen betrifft die Schwächsten im Schulsystem, die genau diese Förderung benötigen.

 

Das von Frau Fischer benannte Beispiel der Deutsch- und Französischlehrer ist für uns nicht nachvollziehbar. In dem Beispiel soll der Deutschlehrer einfach mehr unterrichten und so vorarbeiten. Der Französischlehrer soll dann, wenn er wieder genesen ist, mehr Französisch unterrichten. Dieser Vorschlag ist im Schulalltag kaum durchsetzbar. Zum einen sind die Schüler der Französischklasse genau in dem Moment ohne Lehrer, wenn der Deutschlehrer in einer anderen Klasse unterrichtet, er also gar keine Zeit für Vertretungsunterricht hat. Zum anderen könnte der Deutschlehrer, wenn der Französischlehrer wieder gesund ist, seine Mehrarbeit gar nicht durch Freizeit ausgeglichen werden. Der Französischlehrer war ja krank und braucht deshalb seinen Unterricht nicht nachzuarbeiten.

 

Wie man es auch dreht und wendet: Wir haben zu wenig Lehrerinnen und Lehrer in unseren Schulen.

 

Christian Gerteis, Vorsizender GEW Bezirk Trier

Michael Frien, Vorsitzender GEW Kreis Trier