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60 Jahre SDS-Hochschuldenkschrift

Kompass für fortschrittliche Reformen

Die Denkschrift des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS) prägt die hochschulpolitische Reformdebatte bis heute. Die GEW hat anlässlich des 60. Jahrestages ein Studienheft mit herausgegeben.

„Hochschule in der Demokratie – Demokratie in der Hochschule“: 60 Jahre SDS-Hochschuldenkschrift.

Die GEW hat sich im Jahr 2021 auf ihrem Gewerkschaftstag den Auftrag gegeben, eine „Vision Hochschule 2030 als Grundlage für die Aktualisierung des Wissenschaftspolitischen Programms“ zu entwickeln. Dabei helfen kann auch ein Blick in die Geschichte – etwa in die Denkschrift „Hochschule in der Demokratie“ des Sozialistischen Studentenbunds (SDS) vom Dezember 1961.

„Ich bin zuversichtlich, dass unser Blick zurück in die Wurzeln der heutigen Hochschulreformdebatte den Blick nach vorn auf die Hochschule 2030 schärfen wird.“ (Andreas Keller)

Angesichts der aktuellen Reformdiskussionen der Hochschulen würdigt die GEW - gemeinsam mit dem Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi) und dem „freien zusammenschluss von student*innenschaften“ (fzs) – den 60. Jahrestag der Schrift mit einem Studienheft.

„Ich bin zuversichtlich, dass unser Blick zurück in die Wurzeln der heutigen Hochschulreformdebatte den Blick nach vorn auf die Hochschule 2030 schärfen wird“, sagt Andreas Keller, GEW-Vorstandsmitglied für Hochschule und Forschung.

Kernforderungen bleiben aktuell

„Was heute zum Standardrepertoire progressiver Hochschulpolitik gehört, glich im postnazistischen Westdeutschland und Westberlin mit seinen stark hierarchisch geprägten Ordinarienuniversitäten einem Paukenschlag“, schreiben die Herausgeberinnen und Herausgeber des Studienheftes.

Die Kernforderung nach einer Demokratisierung der Hochschulstruktur ist nach wie vor aktuell: Von einer gleichberechtigten demokratischen Teilhabe und Mitbestimmung kann bis heute keine Rede sein. Die Tatsache, dass auch Wissenschaft nicht (nur) Berufung, sondern auch eine nach Regeln und Gesetzen strukturierter Arbeitsprozess ist, ist noch immer nicht bei allen Mitgliedern der Hochschulen angekommen.

Nicht zuletzt mit Blick auf die von der Ampel-Koalition in Aussicht gestellte Reform des BAföG kommt GEW-Vize Andreas Keller – in seinem Beitrag zum Thema Studienfinanzierung – zu dem Fazit: „Der Kompass, der eine fortschrittliche Richtung in der Debatte um eine Strukturreform der Ausbildungsförderung anzeigt, ist auch 60 Jahre nach ihrer Veröffentlichung das Konzept für ein Studienhonorar der SDS-Hochschuldenkschrift: elternunabhängig und bedarfsdeckend, weder rückzahlungspflichtig noch leistungsabhängig.“

Blinde Flecken zeitgemäß ausleuchten

Neben einer zeithistorischen Kontextualisierung und Vorstellung der Kernforderungen der SDS-Denkschrift sowie einer Betrachtung ihrer Wirkungsgeschichte ist es das Anliegen der Autorinnen und Autoren, nach der Aktualität der SDS-Forderungen im Zeitalter der "unternehmerischen Hochschule" zu fragen. Dazu gehört auch, aus heutiger Perspektive nach den blinden Flecken der Schrift zu fragen. Hier rücken die Themen Geschlechtergerechtigkeit, Digitalisierung oder Nachhaltigkeit ins Licht, ohne die eine heutige Debatte um Hochschulreformen nicht zu denken ist.

Das Heft kann hier bestellt werden.