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Tag der Arbeit

DGB Maikundgebung unter Beteiligung der GEW AK

Unter dem Motto „Solidarität ist Zukunft“ fand am 1. Mai in Wissen die Maikundgebung des DGB Kreisverbandes Altenkirchen unter Coronabedingungen zum ersten Mail digital statt. Mitbeteiligt waren neben den anderen DGB-Gewerkschaften auch der Kreisverband der GEW Altenkirchen. Die GEW war sowohl auf der Bühne in Person des Kreisvorsitzenden Heribert Blume als auch bei der technischen Durchführung durch die beiden Vorstandsmitglieder Axel Karger und Carsten Winkler beteiligt.


Heribert Blume ging in seinen Diskussionsbeiträgen besonders auf die Belastungen der Kolleg*innen in den Bereichen Kita und Schule ein, ohne die Situation der Kinder zu vernachlässigen.

Er wies auf den enormen psychischen Druck hin, dem alle Beteiligten der Kita, Kinder, Eltern und die Erzieher*innen seit Beginn der Pandemie im März 2020 durch wechselnde Betreuungsformen wie Notbetrieb, Regelbetrieb mit beschränktem Bedarf oder wie momentan Regelbetrieb unter Coronabeschränkungen ausgesetzt sind.
Für die Kinder bestehe, so führte Blume weiter aus, ein erheblicher psychischer Druck. Der verlässliche und konstante Beziehungsaufbau werde erschwert, Ängste entständen und individuelle Bedürfnisse würden gehemmt. Besonders schwierig werde wohl, so schloss Blume diesen Themenbereich ab, die Umsetzung des neuen Kita-Zukunftsgesetzes unter Coronabedingungen im Sommer 2021

In den Schulen sei die psychische Belastung, sich mit Covid 19 anzustecken, aber auch die ganz alltägliche Arbeitsbelastung in hohem Maße angestiegen. Der Wechsel von digitalem Unterricht und Wechselunterricht mit halben Klassen bedeute eine empfindliche Mehrbelastung. Neue Unterrichtsformen wie z. B. Videounterricht, verlangten auch neue didaktisch-methodische Herangehensweisen, die man nicht so einfach aus dem Ärmel schütteln könne. Die Kolleg*innen, darauf wies Blume hin, seien also mit außergewöhnlichen Herausforderungen konfrontiert. Als Beispiele nannte er das Problem der Bewertung von Leistungen im Fern- bzw. Wechselunterricht oder den Umgang mit Schüler*innen, die digital nicht zu erreichen seien, weil sie keine Endgeräte hätten oder sich ein Handy mit den Geschwistern teilen müssten.
Nicht zuletzt sei noch völlig unüberschaubar, welche psychischen Langzeitfolgen die Pandemie für die Kinder habe. Darauf habe erst jüngst der Deutsche Städtetag hingewiesen.
Wir werden, so schloss Blume seinen ersten Diskussionsbeitrag ab, in Zukunft viel mehr Psycholog*innen und Schulsozialarbeiter*innen an den Schulen brauchen, was einer seit langem von der GEW erhobenen Forderung nach multiprofessionellen Teams entspreche.

Auf die abschließende Frage des Moderators, wie er denn mit dem bisherigen Umgang mit der Pandemie zufrieden sei, antwortete der GEW-Kreisvorsitzende, dass er sich dabei auf den Gesundheitsminister Jens Spahn beziehe, der gesagt habe, dass man sich nach der Pandemie sehr viel zu verzeihen haben werde. Verzeihen allein reiche aber nicht. Man müsse auch Verantwortlichkeiten benennen, z. B. diejenigen, die für die fehlende digitale Ausstattung der Schulen verantwortlich seien, aber auch die, die den engen Zusammenhang von Bildungshintergrund der Eltern und schulischen Erfolg der Kinder immer noch nicht wahrnehmen wollten. Daraus müssten Konsequenzen für unser weiteres Handeln gezogen werden.
Corona habe, so Blume abschließend, die Defizite so schonungslos offengelegt, dass wir noch lange daran zu knabbern haben werden.

Eine weitere Teilnehmerin auf dem Podium war Nicole Platzdasch, politische Sekretärin bei der IG Metall, die eine treffende Metapher für die augenblickliche Situation fand. „Wir befinden uns alle auf stürmischer See, aber wir sitzen nicht im selben Boot.“ Deutlicher konnte man mit diesem Bild das Auseinanderklaffen der sozialen Schere in diesen Pandemiezeiten nicht beschreiben.

Hauptredner der 1. Mai Veranstaltung aber war der Statistiker Prof. Dr. Gerd Bosbach. Er spannte den Bogen seiner Ausführungen von den globalen Herausforderungen durch die Digitalisierung über das „Lernen aus den Erkenntnissen der Krise“ bis hin zu Vorstellungen, wie in Zukunft mit den Folgen der Coronapandemie umgegangen werden kann. Ihm gelang es überzeugend, bestehende Narrative zu hinterfragen und die eigentlichen, dahinterstehenden Interessen offen zu legen.