Julian Löhe, Prof. für Sozialmanagement an der Hochschule Rosenheim, hält dabei betriebswirtschaftliches Denken und Handeln in der Sozialen Arbeit für unerlässlich. Betriebswirtschaft und Soziale Arbeit müssten sich auf Augenhöhe begegnen. Betriebswirtschaft sei aber nicht die Profession, die nachhaltig soziale Probleme lösen könne. Deshalb müsse diese der Sozialen Arbeit „dienen“ und dürfe sie nicht dominieren. „Die Entscheidung eines Jugendamtes, welche Hilfemaßnahme bewilligt wird, ist in jedem einzelnen Fall nach fachlichen Gesichtspunkten zu entscheiden.“, so Löhe. Denn nicht die preiswerteste Leistung, die ein Jugendhilfeträger unter Konkurrenzdruck anbietet, sei automatisch die am besten geeignetste. „Es gilt unter möglichen Angeboten die Maßnahme auszusuchen, die am besten auf die Bedürfnisse des Hilfesuchenden passt.“, meint der Experte.
Eine Entscheidungsfindung nach rein marktwirtschaftlichen Prinzipien, wie es betriebswirtschaftliches Denken verlange, verbiete sich auch deswegen, weil es sich in der Jugendhilfe nicht um einen echten Markt handele. Denn dort gäbe es keine klassische Anbieter-Kunde-Beziehung, sondern ein sozialrechtliches Leistungsdreieck. Neben einem Jugendamt, das als Auftraggeber eine Maßnahme finanziert und dem jeweiligen Träger, der eine Maßnahme durchführt, ist noch eine hilfesuchende Person beteiligt. Zwischen diesen dreien müsse jeweils individuell ausgehandelt werden, welche Hilfe am sinnvollsten sei. Geschehe dies nicht, sei der Erfolg einer Hilfemaßnahme vorneweg stark gefährdet.
Prof. Löhe wies auf den enorm großen volkswirtschaftlichen Wert hin, den Soziale Arbeit für die Gesellschaft hat. Jeder gut investierte Euro in der Kinder- und Jugendhilfe helfe nicht nur den Betroffenen, sondern auch dem Staat, weil dieser so hohe Folgekosten vermeiden könne. Maria Schäfer vom Bezirksvorstand der GEW forderte zum Abschluss die Teilnehmer der Veranstaltung auf politisch aktiv zu werden. „Nur wenn Bund, Länder und Gemeinden bereit sind, mehr Geld für die Kinder- und Jugendhilfe bereitzustellen, können Familien, Jugendliche und Kinder die Hilfen erhalten, die sie benötigen um schwierige Lebenssituationen zu bewältigen.“