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Corona-Pandemie

GEW fordert Hilfen für selbstständige Lehrkräfte in der Erwachsenenbildung

Die GEW hat in einem offenen Brief an die Ministerpräsidentin des Landes, Malu Dreyer, und den Minister für Weiterbildung, Konrad Wolf, für staatliche Hilfen geworben, die zur Unterstützung selbständiger Lehrkräfte in der Erwachsenenbildung benötigt werden. Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der GEW Rheinland-Pfalz, berichtet in seinem Brief von "unzähligen Hilferufen", die die GEW in den letzten Wochen erreicht hätten. Im Folgenden veröffentlichen wir den Brief im Wortlaut.

Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der GEW
Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der GEW

Offener Brief der GEW vom 23.04.2020

Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, sehr geehrter Herr Staatsminister,

gerade in den letzten Wochen sind bei uns unzählige Hilferufe von Lehrkräften der Erwachsenenbildung eingegangen, die nicht fest angestellt sind, sondern sich als Freiberufler nun, da ihre Kurse abgesagt werden mussten, vor dem Existenzaus sehen.

Die Arbeit dieser Lehrkräfte ist für unsere Gesellschaft von unschätzbarem Wert! Einerseits werden von ihnen Menschen unterrichtet, die aufgrund von Zuwanderung die deutsche Sprache erlernen wollen, um am Arbeitsleben teilnehmen zu können und andererseits werden Beschäftigte oder Arbeitssuchende durch Fortbildungsmaßnahmen für die zunehmenden Anforderungen der Berufstätigkeit geschult. Somit tragen die Lehrkräfte im besonderen Maße zu einer leistungs- und konkurrenzfähigen Ökonomie in unserem Land bei. Genauso, wie angestellte Lehrkräfte auch.

Jedoch müssen sich selbstständige Lehrkräfte schon in normalen Zeiten der Herausforderung stellen auskömmliche Einnahmen zu generieren. Nicht selten sind die Honorare derart gering, dass sie sich nach Abzug der privat zu organisierenden Sozialversicherung und von Steuern in prekären finanziellen Lebenslagen wiederfinden.

Die Schließung aller erwachsenenbildnerischen Kurse, die zur Bekämpfung der Corona-Pandemie notwendig geworden ist, bringt die prekäre Situation selbstständiger Lehrkräfte mit besonderer Härte ans Licht. Kolleginnen und Kollegen, die in der Regel eine lange akademische Ausbildung hinter sich haben, tragen tagtäglich dazu bei unser soziales und ökonomisches System zu stützen und bekommen dafür nicht die Sicherheit fester, auskömmlicher Anstellungen, sondern müssen sich von Auftrag zu Auftrag durchschlagen. Wir finden das ungerecht!

Besonders ungerecht und belastend ist aber die aktuelle Situation. Aufgrund der Maßnahmen zur Coronabekämpfung fallen nun alle Einnahmequellen für selbstständige Lehrkräfte weg. Auch die finanziellen Unterstützungen vom Bund und des Landes greifen bei ihnen in der Regel nicht. Sie stehen vor dem finanziellen Ruin!

Daher sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin und sehr geehrter Minister Wolf möchte ich Sie bitten, passen Sie die geltenden Regelungen von Solo-Selbstständigen und Einzelunternehmern zur finanziellen Absicherung in der Coronakrise so an, dass die selbstständigen Lehrkräfte, die keine Ladenmiete bezahlen müssen oder Personal beschäftigen, auch zu denen gehören, die in Rheinland-Pfalz davon profitieren.

Darüber hinaus bitte ich Sie politischen Einfluss im Bund zu nehmen, dass wir die prekäre Lage in der Erwachsenenbildung auch für zukünftige Zeiten verbessern können. Wir brauchen auch hier ein verlässliches, staatlich organisiertes und finanziertes System, das auf versicherungspflichtige, angestellte Arbeitskräfte baut und nicht auf die Effekte des freien Marktes.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus-Peter Hammer
Vorsitzender GEW Rheinland-Pfalz