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Corona-Pandemie

GEW für teilweise Öffnung von Spielplätzen und Freizeitstätten

In einem offenen Brief an Bildungsministerin Hubig sowie Jugend- und Familienministerin Spiegel hat sich die GEW für eine bessere Förderung außerschulischen Lernens in Zeiten von Corona stark gemacht. In diesem Zusammenhang tritt die GEW auch für eine teilweise Wiederöffnung von Spielplätzen und Freizeitstätten ein. In dem Brief, der von Klaus-Peter Hammer (Vorsitzender), Carmen Zurheide (Fachgruppe Grundschulen) und Kathrin Gröning (Fachgruppe Sozialpädagogische Berufe) unterzeichnet worden ist, wird außerdem gefordert, dass Lernorte für Nachhaltigkeit "jetzt gezielt in die Überlegungen zur Planung und Durchführung von Bildungs- und Ferienangeboten" miteinbezogen werden müssen.

Offener Brief der GEW

Sehr geehrte Frau Ministerinnen Hubig und Spiegel,

im Rahmen der derzeitig durch Corona bedingten eingeschränkten Lebens- und Lernbe­dingungen, sorgt sich die GEW als Bildungsgewerkschaft sowohl um die Arbeitsbedingungen der Kolleg*innen in den Bildungseinrichtungen, als auch um die betroffenen Kinder und deren Familien.

Auch wir nehmen wahr, dass die Belastungen für Familien hoch sind und Lösungen zur Entlastung gefunden werden müssen. Dies trifft neben Beschäftigten aller Berufsgruppen auch auf die Beschäftigten in den rheinland-pfälzischen Bildungseinrichtungen und der Kinder- und Jugendhilfe zu, die den Spagat zwischen Erwerbs- und Sorgearbeit für ihre Familien stemmen müssen.

Alarmierend ist die Gefährdung der Prozesse frühkindlicher Entwicklung durch das Fehlen sozialen Lernens im Miteinander der Kinder, Spielen und Bewegung im Freien und das Ausbleiben von Kontakten außerhalb des Elternhauses. Dies führt de facto zu einer Einschränkung der Kinderrechte. Beunruhigend ist außerdem in dem Zusammenhang die durch Jugendämter bestätigte Zunahme häuslicher Gewalt und die hohe Frequentierung der eingerichteten Sorgentelefone.

Auch Spielplätze und Freizeitstätten in Städten und Gemeinden sind abgesperrt und können nicht genutzt werden. Offene Angebote der Kinder- und Jugendhilfe sind für Kinder und Jugendliche momentan nicht zugänglich. Die Sommerferienprogramme, die von vielen Städten und Kommunen angeboten werden entfallen voraussichtlich aufgrund der Ansteckungsgefahr.

Dennoch muss eine Möglichkeit der Betreuung auch in den Ferien gefunden werden. Daher sind gerade jetzt kreative Lösungen gefragt, welche unter Berücksichtigung des Infektionsschutzes, dem Nutzen von Vorhandenem und der Weiterentwicklung von Konzepten entwickelt werden sollten.

Das Recht des Kindes beschränkt sich nicht nur auf Bildung; wichtig für ein gesundes Aufwachsen ist ebenfalls die Möglichkeit zum freien Spiel.

Kinder, welche derzeit nicht an der Notbetreuung teilnehmen, brauchen Bewegungs- und Entdeckungsräume. Insbesondere im städtischen Kontext scheint diesem Bedürfnis momentan nicht ausreichend entsprochen werden zu können.

Als erster Schritt wäre eine teilweise Öffnung der Spielplätze und Freizeitstätten, unter Begleitung z.B. von Erlebnis- und Naturpädagog*innen, denkbar.

Sinnvoll wäre hier auch eine Nutzungsmöglichkeit durch Einrichtungen, die über kein oder ein zu kleines Außengelände verfügen. Sofern die Benutzung von installierten Spielgeräten eine Übertragung von Viren nicht ausschließen kann oder eine ausreichende Desinfektion nicht sichergestellt werden kann, sollten diese auch weiterhin abgesperrt bleiben. Jenseits dieser Spielgeräte bieten Spielplätze und naturpädagogisch nutzbare Außengelände jedoch den Kindern die Möglichkeit zur Bewegung, zum Entdecken ihrer Umgebung und der, wenn auch eingeschränkten, Interaktion mit Gleichaltrigen.

Die GEW Rheinland-Pfalz begrüßt in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Initiative der Landesregierung zur Bildung für nachhaltige Entwicklung und die damit verbundenen Bildungsangebote, mit denen die Anschlussfähigkeit an die Entwicklungs- und Rahmenpläne der Kitas und Schulen ausgeweitet wird. (s. Bildungsserver- Bildung für nachhaltige Entwicklung RLP)

Die Bildungsangebote sind flächendeckend im Land vorhanden, auf dem Bildungsserver mit Karte verortet und verlinkt. Kitas und Schulen haben somit die Möglichkeiten, den ihnen nächstliegenden Lernort zu finden und sich über die Bildungsangebote zur Nachhaltigkeitsbildung zu informieren.

Wir fordern die Landesregierung dazu auf, die Lernorte für Nachhaltigkeit jetzt gezielt in die Überlegungen zur Planung und Durchführung von Bildungs- und Ferienangeboten in „Corona-Zeiten“ mit einzubeziehen und entsprechende Fördermittel bereit zu stellen. Ein „Hygieneplan – Corona“, wie er für die Schulen bereits existiert, ist mit den derzeit erforderlichen Hygienebestimmungen dann auch für die Nutzung von Außengeländen und Außerschulischen Lernorten erforderlich.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

 

Klaus-Peter Hammer

Carmen Zurheide

Kathrin Gröning

Vorsitzender

FG Grundschule

FG Sozialpädagogische Berufe