Offener Brief: Arbeits- und Gesundheitsschutz an Grundschulen
Sehr geehrte Frau Ministerin Dr. Hubig,
die GEW Fachgruppe Grundschule wendet sich an Sie, weil uns die Umsetzung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes der Beschäftigten und Schülerinnen und Schüler an den Schulen auch im Blick auf das nächste Schuljahr wichtig ist und wir im Gespräch mit Ihnen bleiben möchten.
Die GEW mahnt auch für das nächste Schuljahr die Einhaltung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes für alle Beschäftigten an den Grundschulen an!
Seit Beginn der Corona Pandemie arbeiten alle Beschäftigten in den Schulen im Ausnahmezustand. Innerhalb kürzester Zeit mussten Konzepte entwickelt, alternative Unterrichtsmöglichkeiten gesucht und neue Wege des digitalen Lernens erschlossen werden.
Die Vorbereitung des Präsenzunterrichtes an den Schulen ab dem 04. Mai stellten Schulleitungen, Personalräte und Kolleg*innen vor besondere Herausforderungen: Abstandsregelungen und Einbahnwege im Schulgebäude markieren, Klassenräume nach möglichen Gruppengrößen überprüfen und die Hygienevorschriften in Absprache mit dem Träger und im Austausch mit dem SEB umsetzen. Schon hier zeigten sich Probleme durch zu kleine Klassenräume, Fenster, die nicht geöffnet werden konnten, fehlende Waschbecken und mangelnde Hygieneausstattungen in den Schultoiletten.
Eine umsichtige Personalisierung mit der ohnehin schon dünnen Personaldecke mit Rücksicht auf die zur Risikogruppe gehörenden Kolleg*innen wurde vorgenommen, damit mit den verbleibenden Beschäftigten die unterrichtliche Versorgung vor Ort gewährleistet werden konnte.
Der Spagat zwischen Präsenzunterricht, Homeschooling , Korrekturen und der Organisation der Notbetreuung ist den Kolleg*innen mit viel Einsatz, Kreativität und gegenseitiger Unterstützung gelungen. Immer mit dem Anspruch, auch die Schülerinnen und Schüler „mitzunehmen“, die aufgrund der häuslichen Situation, mangels digitaler Grundausstattung oder aus anderen Gründen benachteiligt sind.
Wo Homeschooling in digitaler Form nicht umgesetzt werden konnte, wurden die Schülerinnen und Schüler mit analogem Lernmaterial versorgt, oftmals durch Hausbesuche und telefonischer Rückkopplung. All das hat den Lehrkräften enorme Ressourcen abverlangt.
So wird derzeit deutlich, an welchen Stellen durch das Land nachgesteuert werden muss: die Weiterentwicklung der Schulbaurichtlinien, nötige Maßnahmen um die Grundschulen nicht nur im Rahmen des Digitalpakts arbeitsfähig für digital basierten Unterricht zu machen und für ausreichende personelle Ressourcen zu sorgen. Nun müssen mit Schulöffnung ab 25. Mai für die dritten und dann ab dem 08. Juni für die ersten und zweiten Klassen wieder Kräfte mobilisiert werden für die Entwicklung neuer Konzepte und die Umsetzung organisatorischer Maßnahmen. Hinzu kommt die erweiterte Notbetreuung. Eine Kontinuität in der Planung des Schulalltags ist so nicht möglich.
Die Grundschulen stehen in einem Spannungsbogen zwischen dem Einhalten der Hygieneregeln und dem Bedürfnis der Kinder nach sozialen Kontakten. Es besteht die Gefahr, dass sich Schulleitungen und Lehrkräfte bei dem Versuch, dem allem gerecht zu werden, überbelasten und „verbrannt“ werden“.
Wir begrüßen, dass das Bildungsministerium durch den Hygieneplan für die Schulen und mehrere Schreiben an die Schulleitungen zeitnah Regelungen getroffen und den Schulen Eigenständigkeit in der Organisation zugesagt hat.
Die Entscheidung der Schulöffnung ist nachvollziehbar, da wir uns alle wieder Normalität wünschen, sie ist allerdings auch sehr ambitioniert. Wir sehen Nachbesserungsbedarf und nehmen eine kritische Haltung ein: Ob die Schulöffnung für Eltern tatsächlich eine Entlastung und Schule von den Kindern als sozialer Ort bei nur wenigen Tagen Präsenzunterricht wahrgenommen wird, bleibt abzuwarten. Ebenfalls offen bleibt, inwieweit die Schulöffnung zu vermehrten Ansteckungsfällen führt, da Abstandsregeln insbesondere beim Schülertransport, in den Pausen und bei einer inklusiven Beschulung nicht durchgängig eingehalten werden können.
Wir fordern jetzt – oder Folgende Schritte müssen aus unserer Sicht dringend umgesetzt werden:
Bei weiteren Überlegungen steht Ihnen die GEW Landesfachgruppe Grundschule für Gespräche gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Carmen Zurheide | Martina Krieger |
Vorstandsteam der Fachgruppe Grundschule, für die Fachgruppe Grundschule |