Corona-Pandemie
GEW verlangt besseren Schutz für Beschäftigte in Kitas
Mit der Überschrift "Sorgen Sie für mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz für die Beschäftigten in Kindertagesstätten" beginnt ein Brief, den die GEW an Mininsterpräsidentin Malu Dreyer (SPD) versendet hat. "Wir lehnen in unserem Schreiben die unveränderte Fortführung des Regelbetriebs bei dringendem Bedarf in derzeitiger Form ab und machen erneut auf die belastende Situation aufmerksam, in der sich zahlreiche Erzieherinnen und Erzieher befinden," sagen Klaus-Peter Hammer (Vorsitzender) und Kathrin Gröning (stellvertretende Vorsitzende), die den Brief unterzeichnet haben. Wir drucken das Schreiben im folgenden ab.
Brief der GEW an Ministerpräsidentin Malu Dreyer vom 12.01.2021:
Sorgen Sie für mehr Arbeit- und Gesundheitsschutz für die Beschäftigten in Kindertagestätten!
Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, liebe Malu,
die nach wie vor unveränderte Fortführung des „Regelbetriebs bei dringendem Bedarf“ in der derzeitigen Form lehnen wir als GEW Rheinland-Pfalz ab.
Mit großer Hoffnung erwarteten die Beschäftigten in rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten am Dienstag vergangener Woche das Statement der Ministerpräsidentin Malu Dreyer und am darauffolgenden Mittwoch den Austausch im Rahmen des „Kita-Tag der Spitzen“ in der Hoffnung, dass der Arbeits- und Gesundheitsschutz von Erzieherinnen und Erzieher deutlicher in den Fokus gestellt wird. Nun ist die Enttäuschung bei den Kolleginnen und Kollegen sehr groß. Sie fühlen sich in ihren Ängsten und Sorgen nicht gewürdigt und mitgenommen. Schon im vergangenen Jahr hatten wir an mehreren Stellen klargemacht, dass aus unserer Sicht ein Regelbetrieb an Kindertagesstätten nur in modifizierter Form möglich ist. Insbesondere hatten wir darauf hingewiesen, dass für die Kolleginnen und Kollegen in den Kindertagesstätten dringend angemessene Maßnahmen im Bereich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes vorzunehmen sind, um einen sicheren Betrieb der Kindertagesstätten gewährleisten zu können. Insbesondere für Beschäftigte, bei denen eine Corona-Infektion mit besonders hohen Risiken verbunden ist, gibt es keine ausreichenden Schutzmöglichkeiten.
Die jetzt getroffenen Regelungen zu einmaligen Tests werden deshalb von den Beschäftigten der Einrichtungen völlig unzureichend empfunden. Wir sehen uns deshalb derzeit mit einer Vielzahl von Anfragen konfrontiert, welche die Sinnhaftigkeit und Wirkung einer einmaligen Testmöglichkeit hinterfragen und dies als rein symbolische Aktion ansehen.
Kurz: Die Erziehrinnen und Erzieher fühlen sich in ihrer Situation nicht nur nicht wertgeschätzt, sondern vielmehr völlig missachtet! Die Stimmung ist längst schon gekippt. Trotz dem großen Einsatz der Beschäftigten in den Kindertagesstätten, einem außerordentlichen Maß an Flexibilität und enormen Anpassungsleistungen, sehen diese sich mit ihrer berechtigten Forderung nach Arbeits- und Gesundheitsschutz nur unzureichend durch die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger gewürdigt.
Wir sehen uns daher veranlasst, unsere Forderungen, die wir im Sinne unserer Mitglieder stellen, auf diesem Wege Ihnen gegenüber nochmals zu betonen.
Wir fordern, dass der Schutz der Beschäftigten in den Kindertageseinrichtungen vorrangig in den Blick genommen wird.
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Dazu braucht es folgende Maßnahmen:
- Personen mit einem erhöhten Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs müssen unverzüglich Möglichkeiten eröffnet werden, sich von der Arbeit mit Kindern freistellen zu lassen. Damit einhergehend ist die Personalkostenfinanzierung des Landes gegenüber den Trägern sicherzustellen,
- ausreichende kostenfreie FFP2-Masken für alle Kolleginnen und Kollegen,
- die frühzeitige Möglichkeit zur Impfung,
- die Möglichkeit zu wöchentlichen und freiwilligen Schnelltests für die Beschäftigten in Arbeitsortnähe, damit diese während der Dienstzeit wahrgenommen werden können,
- die Bereitstellung von Luftfilteranlagen für alle Betreuungsräume, die nicht ausreichend gelüftet werden können,
- zur Handlungssicherheit aller Beteiligten eine Klarstellung einhergehend mit verbindlichen Vorgaben, welche Personen aus dem Einrichtungsbetrieb auszuschließen sind, gemäß der jeweils gültigen Corona-Bekämpfungsverordnung
- die Möglichkeit der Anpassung der Öffnungszeiten, um bei personellen Engpässen eine Kontinuität der pädagogischen Arbeit sicherzustellen,
- um Durchmischungen zu vermeiden und Kontaktwege einzugrenzen, sind unter Einbeziehung der personellen und räumlichen Ressourcen vor Ort individuelle Lösungen zu treffen, welche möglichst kleine Betreuungsgruppen ermöglichen,
- wenn die personellen Kapazitäten es zulassen, ist auch den Beschäftigten in den Kitas die Möglichkeit einzuräumen, ihre eigenen Kinder daheim betreuen zu können, um damit dem Appell an alle Eltern gerecht zu werden nach Möglichkeit keine Betreuungsangebote in Kitas und Schulen wahrzunehmen.
Einen Regelbetrieb, wie ihn alle Beteiligten an den Kindertagesstätten vor Ausbruch der Corona-Pandemie kannten, kann es erst wiedergeben, wenn es ausreichend Impfangebote für alle Beschäftigten gibt.
Wir bitten Sie eindringlich, unsere Forderungen sehr ernst zu nehmen. Uns liegt sehr viel daran, dass die rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten weiterhin gute Arbeit leisten können, damit sie ihren Beitrag zur Bewältigung der Corona-Pandemie erfüllen können. Dies kann nur gelingen, wenn man die Kolleginnen und Kollegen an den Kitas mitnimmt und deren Anspruch auf verbesserten Schutz ernst nimmt und umsetzt. Bitte tragen Sie persönlich dazu bei, dass diese von uns vorgeschlagenen Maßnahmen zügig umgesetzt werden. Als GEW Rheinland-Pfalz ist es uns ein wesentliches Anliegen, dass wir mit Ihnen hierzu lösungsorientiert im Sinne der Beschäftigten in den Kindertagesstätten im Gespräch bleiben.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus-Peter Hammer | Kathrin Gröning |
Vorsitzender | Stellv. Vorsitzende |