Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der GEW, erneuerte zu Beginn der Veranstaltung seine Kritik am Bildungshaushalt des Landes, den er „auf Kante“ genäht sieht. Er kritisierte den geplanten Stellenabbau im Bereich der Realschulen plus sowie der Gymnasien. Darüber hinaus monierte der Vorsitzende der rheinland-pfälzischen Bildungsgewerkschaft, dass aufgrund einer Mangelsituation in Grund- und Förderschulen Lehrkräfte unterrichten müssten, die über keine schulartspezifische Ausbildung verfügten.
Silvia Reinert, für die GEW im Bezirkspersonalrat Realschulen plus tätig, forderte in ihrem Statement ein sofortiges Stopp des Stellenabbaus. Sie kritisierte einen hohen Anteil befristeter Stellen in ihrer Schulart und spricht sich für mehr Planstellen anstelle befristeter Vertretungsverträge aus. Darüber hinaus verwies die Personalrätin auf gestiegene Arbeitsbelastungen an den Realschulen plus und fordert Entlastungsmaßnahmen für die Kollegien. Dazu zählt sie eine Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung der Lehrerinnen und Lehrer und eine Senkung der Klassenmesszahlen in allen Klassenstufen auf 25. Reinert hält es auch für unabdingbar, dass den Schulen mehr sogenannte Poolstunden für Sprachförderung zur Verfügung gestellt werden, und dass die Schwerpunktschulen einen besseren Personalschlüssel und mehr Förderschullehrkräfte erhalten. Reinert, die auch in der GEW Fachgruppe Realschulen plus aktiv ist, will für die Schulen mehr Planungssicherheit und Kontinuität, ansonsten könnten beispielsweise die Ziele der Inklusion nicht erreicht werden.
Elisabeth Ellenberger, GEW-Mitglied im Bezirkspersonalrat Grundschulen, verwies auf eine angespannte Personalsituation in den Schulen. Die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler sowie die Vorgaben der Bildungspläne könnten teilweise nicht mehr erfüllt werden. Die Klassen seinen in den Schulen, die in sogenannten sozialen Brennpunkten lägen, zu groß und lägen weit über dem landesweiten statistischen Mittel von 18,5 pro Klasse. Die Lehrkräfte sieht Ellenberger an ihren Belastungsgrenzen und macht darauf aufmerksam, dass die Zahl der Überlastungsanzeigen, die aus den Schulen gestellt würden, in den letzten Monaten sprunghaft angestiegen ist. Die Grundschulvertreterin moniert, dass die Personalbedarfe schön gerechnet und das Stundensoll klein gehalten würden. Zur Zustandsbeschreibung gehört laut Ellenberger auch, dass es in ihrer Schulart eine hohe Zahl von Langzeiterkrankten gibt und die Hälfte aller Vertretungskräfte nicht über eine abgeschlossene Ausbildung verfügen. Im Ganztagsbetrieb würde nur noch in geringem Umfang mit ausgebildeten Kräften gearbeitet. Der Personalmisere will Ellenberger begegnen, indem die Studienplatzkapazitäten ausgebaut werden, der Quereinstieg in das Grundschullehramt erleichtert und die Bezahlung der Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen verbessert werden.
Birgit Wolsdorfer, Vorsitzende im Bezirkspersonalrat Förderschulen, empfindet die aktuellen Verlautbarungen des Ministeriums zur Unterrichtsversorgung an Förderschulen als Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen. Die Sichtweise des Ministeriums hat laut Wolsdorfer nichts mit der Realität in den Schulen zu tun. Die Personalrätin verweist darauf, dass aktuell von 127 Planstellen lediglich 85 mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden konnten. Viele Stellen würden mittlerweile mit Pädagogischen Fachkräften besetzt, die zwar im Bereich Erziehung hervorragend arbeiteten, aber ohne fachliche Ausbildung eben keinen Deutsch oder Mathematikunterricht halten könnten. Sie sieht Erzieherinnen in diesem Zusammenhang als „Lückenbüßer für kleines Geld“. Wolsdorfer befürchtet in den nächsten Jahren nochmal eine deutliche Verschlechterung der personellen Situation an den Förder- und Schwerpunktschulen, da es eine hohe Zahl von Lehrkräften gibt, die altersbedingt ausscheiden werden. Die Personalrätin fordert, dass die Studienkapazitäten für dieses Lehramt ausgeweitet werden.
Wolfgang Butterbach, Mitglied im Bezirkspersonalrat Berufsbildende Schulen, wies darauf hin, dass keine Lehrkräfte zu finden sind, die Elektrotechnik, Informatik, Mathematik oder Gesundheit unterrichten könnten. Die Schulen stünden in Konkurrenz zur Wirtschaft, in der die infrage kommenden Kolleginnen und Kollegen erheblich besser verdienen könnten. Butterbach berichtete über hohen Unterrichtsausfall an seiner Schulart, zu den 2,9% strukturellem Ausfall, den er bereits „runtergerechnet“ sieht, kämen noch einmal 3,5% temporärer Unterrichtsausfall hinzu. Der Personalrat prognostiziert für die nächsten Jahre steigenden Unterrichtsausfall, der insbesondere in den beruflichen Fächern zu Problemen führen werde. Dringenden Handlungsbedarf sieht er bei Mitteln für Sprachförderung und Schulsozialarbeit. Viele Schülerinnen und Schüler bräuchten Sprachförderung und sozialpädagogische Betreuung. Hier seien die Schulen insgesamt zu schlecht aufgestellt. In Trier kämmen beispielsweise auf 6.000 Schülerinnen und Schüler nur drei Schulsozialarbeiter.
Klaus Schabronat, GEW-Mitglied im Bezirkspersonalrat Gymnasium, sieht die Unterrichtsversorgung an Gymnasien lediglich gemessen an den Sparzielen der Landesregierung gut, nicht aber gemessen an den tatsächlichen Bedarfen der Schulen. Er verwies darauf, dass auch die Lehrkräfte an Gymnasien nicht mit homogenen Lerngruppen arbeiten und fordert zusätzliche Stellen um Schülerinnen und Schüler auch individuell fördern zu können. Im Raum Koblenz betrüge die Zuweisung an die Schulen für individuelle Förderung lediglich vier Wochenstunden pro Schule, und das bei 800 oder 1.200 Schülerinnen und Schüler. Es gäbe keine Schulsozialarbeit, Lerngruppen könnten nicht geteilt werden, auch Doppelbesetzungen im Unterricht seien nicht möglich. Schabronat kritisiert, dass zurzeit ein erheblicher Teil von Bewerberinnen und Bewerbern nicht in den Vorbereitungsdienst zugelassen werden und mahnt eine Erhöhung der Ausbildungskapazitäten an. Er beklagt Abwanderungen von Lehrkräften in benachbarte Bundesländer und verweist auf die im Vergleich schlechtere Bezahlung in Rheinland-Pfalz.
Christiane Herz, für die GEW Mitglied im Hauptpersonalrat Integrierte Gesamtschulen, übte Kritik an zu großen Schüler*innenzahlen in den Klassen ihrer Schulart. Es fehlt zum Teil Personal um notwendige Differenzierungsmaßnahmen vornehmen und Schülerinnen und Schüler individuell fördern zu können. In den sogenannten Nebenfächern seien Lehrkräfte immer allein im Einsatz. Diese führe, weil fast alle Integrierten Gesamtschulen auch Schwerpunktschulen sind, zu Frustrationen bei den Beschäftigten, die trotz großer Ernsthaftigkeit den Inklusionsauftrag nicht erfüllen könnten.