Der Anteil der Fünftklässler mit Migrationshintergrund beträgt bezogen auf die Gesamtheit der 33.408 SchülerInnen 12,1%. Der Anteil ist gegenüber dem vorhergehenden Schuljahr um 1,4-Prozentpunkte angestiegen. Bei den Gymnasien liegt der Anteil der Fünftklässler mit Migrationshintergrund nur bei 7,7%. An den Integrierten Gesamtschulen haben 13,9% einen Migrationshintergrund und an den Realschulen plus 18,4%.
Gegenüber dem vorhergehenden Schuljahr konnten die Integrierten Gesamtschulen ihren Anteil an den Fünftklässler um 0,6-Prozentpunkte steigern und die Gymnasien um einen Prozentpunkt. Die Realschulen plus büßten einen Prozentpunkt ein, die schulartübergreifenden Orientierungsstufen 0,4-Prozentpunkte.
Jungen und SchülerInnen mit Migrationshintergrund haben erkennbar weniger Chancen ins Gymnasium zu kommen. Die Integrierten Gesamtschulen und insbesondere die Realschulen plus müssen sich der Aufgabe stellen, diese beiden benachteiligten Gruppen zu fördern. Die Rahmenbedingungen wie Personalausstattung, Klassengrößen und Lehrerfortbildung sind allerdings noch nicht so, dass der Nachteilsausgleich gut gelingen kann.
Richtet man den Blick auf die Klassenstufe 8, dann wird die Benachteiligung der Jungen und der SchülerInnen mit Migrationshintergrund an der Teilhabe am gymnasialen Bildungsgang noch deutlicher. Während 37,2 % aller SchülerInnen der 8. Klassenstufe das Gymnasium besuchen, sind es bei den Mädchen 40,5%, bei den Jungen nur 34,0% und bei den SchülerInnen mit Migrationshintergrund, weit abgeschlagen, nur 18,3%. Lediglich der Mädchenanteil hat sich weiter erhöht.
Die Ganztagsschule gibt es im allgemeinbildenden Bereich in drei Formen: in verpflichtender Form, in Angebotsform und in offener Form. Im laufenden Schuljahr nutzen 23,1% der SchülerInnen im Primarbereich die Ganztagsangebote, in der Sekundarstufe I sind es 20,2% und in der Sekundarstufe II 4,1%. Gegenüber dem vorherigen Schuljahr sind die Prozentzahlen fast gleich geblieben.
Im Jahr 2001 startete die Landesregierung ihr Ganztagsprogramm als Angebot von 8 bis 16 Uhr an (mindestens) vier Tagen in der Woche. Die Teilnahme ist freiwillig, aber nach Anmeldung verbindlich. Dadurch erhielten mehr SchülerInnen die Chance, am Ganztagsangebot teilzunehmen. Aber wir sind von einer 100-Prozent-Beteiligung, wie in vielen europäischen Nachbarstaaten üblich, noch sehr weit entfernt. Dies wird sich nur ändern, wenn die inhaltliche Attraktivität und Qualität und die personelle Ausstattung deutlich gesteigert werden.
6.002 SchülerInnen wiederholen im laufenden Schuljahr die Klassenstufe. Nicht erfasst sind hier die Fälle, in denen SchülerInnen ihre Schulart verlassen mussten und abgeschult wurden. Am häufigsten verfehlten SchülerInnen der Sekundarstufe II die Versetzung in die nächste Klassenstufe (Wiederholerquote 2,3%), dicht gefolgt von der Sekundarstufe I (Wiederholerquote 1,8%). Von der Nichtversetzung sind die Jungen und insbesondere die SchülerInnen mit Migrationshintergrund überproportional betroffen. Die Schulen sind personell immer noch nicht so ausgestattet und in der Lehrerfortbildung hat der Umgang mit Heterogenität noch nicht den erforderlichen Stellenwert, damit die erwartete und notwendige individuelle Förderung so erfolgreich ist, dass „Sitzenbleiben“ unterbleibt.
Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Schuljahr 2014/15 |
Förderschwerpunkt | Schüler*innen | davon an Regelschulen in % | |
Lernen | 11.589 | 34,4 | |
Ganzheitliche Entwicklung | 3.135 | 9,6 | |
Motorische Entwicklung | 1.630 | 6,1 | |
Sprache | 1.118 | 18,0 | |
Sozial-emotionale Entwicklung | 1.063 | 10,4 | |
Gehörlose und Schwerhörige | 577 | 6,1 | |
Blinde und Sehbehinderte | 173 | 10,4 | |
Insgesamt | 19.285 | 24,7 | |
Auffallend ist, dass trotz des Schülerrückgangs von gut 5.000 SchülerInnen wiederum die Zahl der SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf gegenüber dem Vorjahr um 409 höher ist. 4,6% der SchülerInnen an allgemeinbildenden Schulen wurde ein sonderpädagogischer Förderbedarf bescheinigt. Diese Quote ist um 0,1-Prozentpunkte höher als im Vorjahr.
Durch die Einrichtung und den Ausbau der Schwerpunktschulen wurde erreicht, dass SchülerInnen, denen sonderpädagogischer Förderbedarf „bescheinigt“ wurde, diese spezielle Förderung integrativ an einer Regelschule erhalten. Die „Integrationsquote“ hat sich gegenüber dem Schuljahr 2011/12 von 19,0%, im Schuljahr 2012/23 auf 20,7%, im Schuljahr 2013/14 auf 22,5% und im laufenden Schuljahr auf 24,7% erhöht. Die „Integrationsquote“ hat sich gegenüber dem Vorjahr bei allen Förderbedarfen außer bei Gehörlose und Schwerhörige und Blinde und Sehbehinderte erhöht.
Legen wir die UN-Behindertenrechtskonvention zugrunde, die in Deutschland seit 2009 geltendes Recht ist, dann wird deutlich, dass die Bildungs- und die Gesellschaftspolitik noch erhebliche Aufgaben zu erfüllen haben, damit das geltende Recht auch in der schulischen Praxis umgesetzt wird. Neben der notwendigen auf Inklusion ausgerichteten Lehrerbildung sind die personellen Ressourcen und deren Umsetzung in multiprofessionellen Teams deutlich zu verbessern und die Schulstruktur in Richtung eine Schule für alle zu entwickeln.
Schulentlassene allgemeinbildender Schulen Ende des Schuljahres 2013/14 nach Abschlussart, Geschlecht und Migrationshintergrund |
Abschlussart | Insgesamt | Schülerinnen | Schüler | mit Migrations-hintergrund |
Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % |
Ohne Hauptschulabschluss | 2.357 | 5,5% | 891 | 4,2% | 1.466 | 6,7% | 497 | 9,8% |
Hauptschulabschluss | 8.001 | 18,6% | 3.150 | 14,9% | 4.851 | 22,2% | 1.594 | 31,6% |
Qualifizierter Sekundarabschluss I | 18.230 | 42,4% | 9.107 | 43,0% | 9.123 | 41,8% | 2.121 | 42,0% |
Fachhochschulreife (schulischer Teil) | 808 | 1,9% | 418 | 2,0% | 390 | 1,8% | 73 | 1,4% |
Abitur | 13.624 | 31,7% | 7.627 | 36,0% | 5.997 | 27,5% | 767 | 15,2% |
Insgesamt | 43.020 | 100% | 21.193 | 100% | 21.827 | 100% | 5.052 | 100% |
Bei einer gegenüber dem Vorjahr erhöhten Quote (5,5% gegenüber 5,3%) verließen 2357 Jugendliche die allgemeinbildende Schule ohne den Mindestabschluss der Berufsreife.
Die Übersicht macht deutlich, dass die männlichen Jugendlichen weniger erfolgreich die Schule beenden als die Schülerinnen. Die deutliche Benachteiligung der SchülerInnen mit Migrationshintergrund, wie sie aus den erreichten Schulabschlüssen zu erkennen ist, konnte nicht abgebaut werden. Frühzeitige Arbeitsweltorientierung, vermehrter Kontakt mit der Berufswelt, systematische Kooperation zwischen Schulen, Agentur für Arbeit und der Arbeitswelt sollten alle zu einem Abschluss mit Anschluss befähigen.
In den berufsbildenden Schulen haben die SchülerInnen mit Migrationshintergrund einen Anteil von 11,4%. Ihr Anteil ist erneut um 0,5-Prozentpunkte gesunken. Die Anzahl der BerufsschülerInnen ist gegenüber dem Vorjahr um 1791 geringer. Die Personenzahl im Berufsvorbereitungsjahr hat sich um 180 erhöht, in den Fachoberschulen um 353 und in den Fachschulen um 493. Auch an den Beruflichen Gymnasien erhöhte sich die SchülerInnenzahl um 432. Bei den übrigen Schulformen sind SchülerInnenrückgänge festzustellen.
SchülerInnen an berufsbildenden Schulen in 2014/15 nach Schulform, Geschlecht und Migrationshintergrund |
Schulform | Insgesamt | Schülerinnen | Schüler | mit Migrations-hintergrund |
Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % |
Berufsschulen | 70.624 | 57,3% | 25.857 | 48,7% | 44.767 | 63,9% | 7.373 | 52,3% |
Berufsvorbereitungsjahr | 2.415 | 2,0% | 865 | 1,6% | 1.550 | 2,2% | 551 | 3,9% |
Berufsfachschulen | 20.363 | 16,5% | 10.332 | 19,5% | 10.031 | 14,3% | 2.958 | 21,0% |
Fachoberschulen | 1.916 | 1,6% | 951 | 1,8% | 965 | 1,4% | 101 | 0,7% |
Fachschulen | 14.196 | 11,5% | 8.893 | 16,7% | 5.303 | 7,6% | 1.672 | 11,9% |
Berufsoberschulen | 2.188 | 1,8% | 843 | 1,6% | 1.345 | 1,9% | 268 | 1,9% |
Duale Berufsoberschulen | 1.606 | 1,3% | 611 | 1,2% | 995 | 1,4% | 161 | 1,1% |
Berufliche Gymnasien | 9.852 | 8,0% | 4.751 | 8,9% | 5.101 | 7,3% | 1.013 | 7,2% |
Insgesamt | 123.160 | 100% | 53.103 | 100% | 70.057 | 100% | 14.097 | 100% |
SchulabgängerInnen mit Migrationshintergrund haben ersichtlich schlechtere Chancen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, und dies trotz der „Klagelieder“ über den Fachkräftemangel. Im Berufsvorbereitungsjahr sind sie mit einem Anteil von 22,8% überproportional vertreten und ebenfalls mit 14,5% in den Berufsfachschulen.
Zum Ende des Schuljahres 2013/14 erreichten (nachholend) an den berufsbildenden Schulen 1.248 SchülerInnen den Hauptschulabschluss und 2.543 den Qualifizierten Sekundarabschluss I. Im Sinne der Weiterqualifizierung erwarben 7.038 SchülerInnen die Fachhochschulreife und 2.738 die Allgemeine Hochschulreife.
(Quelle: Statistisches Monatsheft Rheinland-Pfalz Mai 2015 und eigene Berechnungen)
Aus: GEW-Zeitung 7-8/2015