70 Jahre GEW-Rheinland-Pfalz
Buchvorstellung – Die GEW stellt sich ihrer Geschichte
Im Zuge des Gedenkens „70 Jahre GEW“ ist ein Buch entstanden. Autor ist Frieder Bechberger-Derscheidt, ehemaliger Vorsitzender der GEW Rheinland-Pfalz. Anlässlich einer Landesvorstandssitzung wurde das Buch am 11. September 2021 im Rahmen einer kleinen Feier vorgestellt.
Im Zuge des Gedenkens „70 Jahre GEW“ ist ein Buch entstanden. Autor ist Frieder Bechberger-Derscheidt, ehemaliger Vorsitzender der GEW Rheinland-Pfalz. Anlässlich einer Landesvorstandssitzung wurde das Buch am 11. September 2021 im Rahmen einer kleinen Feier vorgestellt.
Über den Autor
Frieder Bechberger-Derscheidt studierte an der Pädagogischen Hochschule Kaiserslautern für das Lehramt Grund- und Hauptschule. Seine Tätigkeit im Schuldienst begann im Frühjahr 1969 und zugleich seine Mitgliedschaft und sein Engagement in der GEW. 1970 – 1974 war er als Vorsitzender des Ausschusses junger Lehrer und Erzieher Mitglied im GEW-Landesvorstand. Frieder war von Beginn an Mitglied eines Vorbereitungsteams zum bundesweiten Versuchsprogramm mit Integrierten Gesamtschulen und gehörte ab 1973 dann auch dem ersten Kollegium der IGS-Kaiserslautern an. Ab 1975 übernahm er innerhalb der Schulleitung die Funktion eines Stufenleiters. Er blieb bis 1988 Mitglied im Kollegium der IGS-Kaiserslautern.
Bei der Landesvertreterversammlung der GEW 1980 wurde er als Referatsleiter Bildungspolitik wieder in den GEW-Landesvorstand und im Mai 1983 zum ersten Mal zum Landesvorsitzenden gewählt. 1986 und 1989 folgten erneute Wahlen zum Landesvorsitzenden. Im Juni 1991 wurde Frieder ins Bildungsministerium berufen. Dort arbeitet er bis 2005, zuerst als Büroleiter von Ministerin Dr. Rose Götte, der ersten Bildungsministerin der SPD in Rheinland-Pfalz, ab 1992 als Abteilungsleiter. In seiner Amtszeit wurden die ersten Schwerpunktschulen eingerichtet.
Nach seiner Pensionierung gründete er zusammen mit weiteren Kolleg*innen 2009 die „Unabhängige, rheinland-pfälzische Initiative EINE Schule für ALLE – länger gemeinsam lernen e. V.“ und war dort Vorsitzender bis November 2020.
Über den Inhalt
2016 veröffentlichte der GEW-Studierendenausschuss der Universität Hamburg ein Flugblatt mit dem Titel „Max Traeger ist keine Vorbild“. Max Traeger zu Ehren, dem ersten Bundesvorsitzenden der GEW, ist die einzige GEW-Stiftung benannt. Die Studierenden werfen ihm vor, mehr als bisher bekannt, in das NS-System involviert gewesen zu sein. Unterstützung erhalten sie vom Frankfurter Professor Benjamin Ortmeyer, der der GEW vorwarf, nach dem Krieg zur Renanizifizierung der Bundesrepublik beigetragen zu haben, weil die damals junge Gewerkschaft „alten Nazis“ in ihren Reihen Rechtsschutz gewährt habe, wenn gegen diese im Rahmen der Entnazifizierung Verfahren liefen. Der Vorwurf von Ortmeyer war jedoch grundsätzlicher, denn er kritisierte die GEW, ihre Gründungsgeschichte und die ihres Gründungspersonals nicht aufgearbeitet zu haben, auch nach 70 Jahren noch nicht. Diese Diskussion führte letztendlich zu dem Beschluss des Bundesvorstandes, Historiker mit der Klärung dieser Frage zu beauftragen und zugleich die Landesverbände aufzufordern, ebenfalls ihre Gründungsgeschichte zu erforschen. 2018 erfolgte der entsprechende Beschluss des Landesvorstandes, diese Fragen auch für den rheinland-pfälzischen Landesverband zu untersuchen. Der ehemalige GEW-Landesvorsitzende Frieder Bechberger-Derscheidt wurde beauftragt, dazu eine Studie mit dem Titel „Demokratischer Neubeginn einer Bildungsgewerkschaft“ zu verfassen. Zwar gab es im Lauf der 70jährigen Geschichte immer mal wieder Aufsätze und Artikel zur Geschichte der GEW, aber keine zusammenfassende Darstellung der ersten Jahrzehnte.
Im Fokus der Studie stehen die zentralen Personen und Themen der Gründerzeit. Wie verliefen, soweit dies recherchierbar war, ihre beruflichen Laufbahnen vor und nach der Nazizeit. Wie waren sie in den schrecklichen Jahre des „Dritten Reiches“ über NS-Organisationen – Partei, Nationalsozialistischer Lehrerbund (NSLB) u. a. – in das System eingebunden? Wie überstanden sie die unmittelbaren Nachkriegsjahre der Entnazifizierung und des materiellen und beruflichen Elends? Was motivierte sie zu einem Neuanfang, der zunächst, als die Alliierten ihn wieder zuließen, Lehrerverein hieß und schließlich zur Gewerkschaft und zum DGB führte. Wie lange hat diese Generation die Geschicke der GEW bestimmt und mit welchen gesellschafts- und bildungspolitischen Konflikten im neugegründeten Retortenland Rheinland-Pfalz mussten sie sich herumschlagen. Und letztlich war zu fragen, wie es der GEW gelang, die Veränderungen der späten 60er und siebziger Jahre zu bewältigen, die zu heftigen innergewerkschaftlichen Auseinandersetzungen führten (Radikalenerlass und Unvereinbarkeitsbeschlüsse). Wann trat die Nachkriegsgeneration ab und wurde durch die nachdrängende, von Nazizeit und Krieg unbelastete Generation abgelöst?
Das Buch ist über die Geschäftsstelle der GEW zu beziehen.