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"Es gibt keine Überkapazitäten in Kitas"

In einem Zeitungsinterview mit der Rhein-Pfalz widerspricht Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der GEW Rheinland-Pfalz, dem Landesrechnungshof, der Personal in den Kitas einsparen will. Wir dokumentieren den entsprechenden Ausschnitt des Interviews vom 4.9.2017.

Rhein-Pfalz: Die Bertelsmann-Stiftung sagt, es gebe zu wenig Erzieherinnen in den rheinland-pfälzischen Kindergärten, der Rechnungshof kommt zum gegenteiligen Ergebnis und sieht Einsparmöglichkeiten. Als Gewerkschafter müssen Sie wohl der Stiftung Recht geben?
Hammer: Der Rechnungshof schaut nur auf die Zahlen und übersieht die pädagogischen Notwendigkeiten vor Ort. Die Schlussfolgerung der Bertelsmann-Stiftung ist richtig. Wir haben schon vor Jahren gesagt, es fehlen tausende Erzieherinnen und Erzieher. Daran hat sich nichts geändert.
Rhein-Pfalz: Ein wichtiger Kritikpunkt des Rechnungshofes lautet doch so: In vielen Kitas werden Kapazitäten, die für den ganzen Tag vorgesehen werden, nachmittags nicht genutzt. Ist das keine Verschwendung?
Hammer: Die Sichtweise ist falsch. Das Personal wird über den ganzen Tag verteilt so eingesetzt, wie es zum jeweiligen Zeitpunkt erforderlich ist. Es gibt keine Überkapazitäten, zumal die Aufgaben der Kitas größer geworden sind. Stichwort: Integration von Kindern aus Flüchtlingsfamilien. Deshalb ist es kein Schaden, wenn die Erzieherinnen auch mal mit einer kleineren Gruppe arbeiten können.
Rhein-Pfalz: Die Ampel-Koalition im Landtag hat ein neus Kita-Gesetz angekündigt. Was muss geändert werden?
Hammer: Wir fordern Qualitätsverbesserungen. Das bedeutet: Entweder wird bei gleichem Personal die Größe der Kita-Gruppen herabgesetzt oder die Gruppen bleiben gleich groß, dann muss im Gesetz mehr Erziehungspersonal vorgeschrieben werden. Der Betreuungsaufwand pro Kind hat zugenommen. Außerdem haben wir den internationalen Standard noch lange nicht erreicht.

Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der GEW
Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der GEW